Mit Pfeifen und Trommeln, mit Sambaklängen und bunten Farbtupfern, mit klaren Botschaften und ausgelassener Partystimmung machten Menschen mit Behinderung und ihre Freunde in Oberhausen am 5. Mai auf ihre Forderung nach Gleichberechtigung und Teilhabe aufmerksam.
Zum ersten Mal hatte die Ruhrgebietsstadt am Sonntag als eine von rund 550 Kommunen mitgemacht beim Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, und die Premiere war ein voller Erfolg. Ein breites Bündnis verschiedener Verbände und Organisationen hatte zusammen mit der Stadt den Aktionstag auf dem Friedensplatz organisiert.
Sternmarsch und Stadtfest
Zu hohe Bürgersteige, zu wenig geeignete Wohnungen, zu wenig Jobs jenseits der Werkstatt, zu viele Veranstaltungen ohne Gebärdensprachdolmetscher ... Auch in der Stadt Oberhausen verhindern noch viele Barrieren die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Leben in der Gesellschaft. Mit einem Sternmarsch aus drei Richtungen zum Friedenplatz machten hunderte Teilnehmer darauf aufmerksam, dass sie selbst über ihr Leben entscheiden wollten. Das strahlende Frühlingswetter und ein Stadtfest in der Innenstadt hatte am Sonntag sowieso viele Oberhausener auf die Straße gelockt, deren Blicke die Demonstranten mit Trillerpfeifen, Megaphonen, Sambatrommeln und bunten Theaterkostümen - Mitglieder der integrativen Theatergruppe "Blindflug" - unausweichlich auf sich zogen.
"Wir sind alle Menschen!"
Dichtes Gedränge herrschte, als die Demonstranten schließlich an der Hauptbühne des Aktionstages ankamen. Andreas Stahl vom Büro für Chancengleichheit in Oberhausen begrüßte sie und sammelte Stimmen ein, was die Teilnehmer mit ihrem Protestmarsch erreichen wollten: "Mehr Gleichberechtigung!" "Respekt vor allen haben!" "Keine Unterschiede machen - wir sind alle Menschen!" "Wir sind eine Familie!", sagten sie.
"Dieser Tag ist wichtig, um Menschen ohne Behinderung klar zu machen, dass wir da sind", meinte der Landesbehindertenbeauftragte von NRW, Norbert Killewald, der die Gäste ebenfalls begrüßte. "Laut werden und sagen, was Sache ist", wollten Menschen mit Behinderung am 5. Mai. Auf Barrieren, so der Behindertenbeauftragte, stoßen auch Menschen ohne Behinderung. Wo ein Rollstuhlfahrer nicht weiterkommt, haben beispielsweise auch Eltern mit Kinderwagen oder Menschen mit Rollatoren keine Chance. Der Stadt Oberhausen riet er, Krisen in der Stadtentwicklung in Chancen umzuwandeln. Bei Planungen, auch beim Umbau von Leerständen in der Innenstadt, sollte man von Anfang an die Barrierefreiheit bedenken und so die Wohnungen für Menschen mit Behinderung, aber auch für Ältere oder Eltern mit kleinen Kindern attraktiv machen.
Eine Mischung, die ankam
Rund um das Programm auf der Bühne boten zahlreiche Infostände die Gelegenheit zum Gespräch und zu Mitmachaktionen. So veranstaltete der Reha-Treff einen Rollstuhlparcours, der Blinden- und Sehbehindertenverein bot Simulationen von Sehbeeinträchtigungen an und das Büro für Chancengleichheit der Stadt veranstaltete einen Mal- und Bastelwettbewerb zum Thema Inklusion. Dazu gab es viel Musik, Tanz und Theater von Menschen mit und ohne Behinderung auf der Bühne, und das "Bistro Jederman" der Caritas sorgte für Speisen und Getränke. Eine Mischung, die gut ankam - weshalb man nur hoffen kann: Fortsetzung folgt!
Linktipps:
"Ich bin entscheidend!" - Infos zum Aktionstag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai in Oberhausen
Sinnesparcours zum 5. Mai in Frankfurt. Ein Blogbeitrag von Eva Keller über Selbsterfahrungen beim Aktionstag am 5. Mai
Mehr Selbstbestimmung, mehr Rechte. Ein Blogbeitrag von Wiebke Schönherr über die Demonstration am 4. Mai 2013 in Berlin für mehr Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderung
Mehr Infos zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai 2013
(Autor: Stefanie Wulff)