Blogbeitrag von Martin Georgi zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember
Heute ist der 3. Dezember, der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung. Über das Jahr verteilt gibt es viele Anlässe wie diesen, zu denen geschrieben, erinnert oder ermahnt wird. Solche Anlässe sind nicht immer angenehm. Wenn es nicht bei einer reinen Pflichtübung bleibt, gibt es Kritisches und manchmal auch Selbstkritisches zu hören.
Der heutige Jahrestag ist daher ein ziemlich guter Anlass, zu fragen, wo wir heute mit der Verwirklichung von Inklusion, der gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderung an der Gesellschaft, stehen. Erfreulich ist, dass in Deutschland das Wort "Inklusion" jetzt viel häufiger verwendet wird als noch vor einem Jahr, nicht nur in Fachkreisen, in der Selbsthilfe und der Behindertenhilfe, sondern zunehmend auch in der Politik, der Verwaltung und in den Medien - dazu hat die Arbeit der Aktion Mensch beigetragen. Aber wir müssen feststellen, dass wir jenseits von öffentlichen Absichtserklärungen und Lippenbekenntnissen mit der tatsächlichen Umsetzung von Inklusion vor Ort immer noch am Anfang eines langen Prozesses stehen: Sie ist noch Wunsch und nicht Wirklichkeit. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland hat selten oder nie Kontakt zu Menschen mit Behinderung. Die meisten Menschen mit Behinderung leben, lernen und arbeiten in besonderen Einrichtungen, die wenig Durchlässigkeit zur Gesellschaft haben. Und die meisten Menschen mit Behinderung vermissen Respekt und Umgang auf Augenhöhe im Alltag.
Der 3. Dezember ist auch ein ziemlich guter Anlass, um daran zu erinnern, dass wir dringend Änderungen von gesetzlichen Rahmenbedingungen brauchen und den zügigen Abbau von Barrieren für Menschen mit Behinderung. Wir müssen nicht nur über Inklusion reden, sondern sie ermöglichen. Wir brauchen positive Anreize, um Schulen, Arbeitgeber und Vereine zu ermutigen, sich zu öffnen. Wir müssen Menschen mit Behinderung die Chance geben, ihre Fähigkeiten zu zeigen, statt sie auf Grund vermeintlicher Defizite auszuschließen. Wir brauchen ein grundsätzliches Umdenken: Eine Gesellschaft der Vielfalt, die allen eine Chance gibt, ist eine starke und zukunftsorientierte Gesellschaft.
Heute Abend wollen wir zum Tag der Menschen mit Behinderung ein positives Signal setzen - mit zwei Menschen, die vielleicht mehr als viele andere dazu beigetragen haben, uns zu zeigen, dass Inklusion möglich ist und sogar Spaß machen kann: mit Philippe Pozzo di Borgo und Abdel Sellou. Viele Millionen Menschen in Deutschland und weltweit haben den bewegenden Film "Ziemlich beste Freunde" gesehen, der auf ihren Erlebnissen basiert. Sie haben gesehen, wie zwei sehr unterschiedliche Menschen Barrieren überwunden haben, zwischen einem Fußgänger und einem Mann im Rollstuhl, aber auch zwischen Reich und Arm, und zwischen Inländer und Zuwanderer. Der Film hat Mut gemacht, sich für die Inklusion einzusetzen, und wir freuen uns, dass heute Abend mehr als 600 interessierte Menschen in die Columbiahalle in Berlin kommen werden, um die beiden Vorbilder des Films kennenzulernen. Wie werden darüber hinaus auch etwas von Andy Holzer hören, dem Bergsteiger, und von Bettina Eistel, der Moderatorin von "Menschen - Das Magazin" im ZDF, nämlich: Wie es aus ihrer persönlichen Erfahrung heraus mit der Inklusion in Deutschland aussieht.
Wer heute bei diesem ziemlich guten Anlass mit ziemlich guten Freunden in Berlin nicht dabei sein kann, dem empfehlen wir eine andere Möglichkeit des Engagements für eine gerechtere und menschlichere Gesellschaft, von der wir schließlich alle profitieren. Falls Sie es noch nicht getan haben: Setzen Sie heute auf unserer Webseite ein Zeichen für Inklusion: Was bedeutet Inklusion denn für Sie? Jeder kann darüber hinaus etwas tun, sich freiwillig engagieren, und mit einem Los unserer Lotterie soziale Projekte unterstützen. Sie können sich auch weiter über Inklusion informieren - etwa in der Sonderbeilage der WELT zum Thema Inklusion, sowie bei der Diskussion dazu mit Expertinnen und Experten im Netz. Wir freuen uns auf den Dialog mit Ihnen!
Linktipps:
Sonderbeilage der WELT zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung: Hier können Sie sich informieren, mitdiskutieren und Experten Ihre Fragen zum Thema Inklusion stellen
"Zeichen setzen!" für Inklusion bei der Aktion Mensch
Wege in eine inklusive Gesellschaft. Lesung und Diskussion mit Philippe Pozzo di Borgo und Abdel Sellou in Berlin
Pressemitteilung der Aktion Mensch zum 3. Dezember
(Autor: Redaktion)