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Kunst und Inklusion

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Ein farbenfrohes Gemälde

Menschen mit Sehbehinderung und Sehende machen in Hamburg gemeinsam Kunst. Ein spannendes Angebot für die Teilnehmer – und auch für den künstlerischen Leiter.

Rene Eichenauer hat früher in einer kreativen Gruppe gemalt. Dann kam die Sehbehinderung – Diagnose: Feuchte Makuladegeneration. Der Alltag veränderte sich, die neue Situation musste die ruhige, engagierte Frau erst einmal verarbeiten. So kam sie zum Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg (BSVH).

Schnell begann sie in der Selbsthilfeorganisation aktiv zu werden, betreute ein regelmäßiges Stadtteiltreffen. Und in ihr entstand der Wunsch, wieder kreativ sein zu können. Kurzerhand gründete sie „Kreativ Aktiv“, ein inklusives Kunst-Angebot im BSVH. Über ihre frühere Gruppe fand sie einen Künstler, der sie nun unterstützt.

Seit Januar 2015 treffen sich jeweils um die sieben Teilnehmerinnen – aktuell sind es ausschließlich Frauen – einmal im Monat für drei Stunden im Louis-Braille-Center des BSVH und machen Kunst. Darunter sind Vereinsmitglieder, Anwohnerinnen aus dem Stadtteil Barmbek, blinde, sehbehinderte und sehende Kreative. Rene Eichenauer und der Künstler Christoph Wüstenhagen stellen das Know-how, Bücher und Materialien.

Offen für Menschen und Ideen

Die Initiatorin hält fest: „Die Gruppe ist offen für Menschen und Ideen, das ist uns besonders wichtig. Jeder ist uns herzlich willkommen. Egal, was er gestalten will – ein Bild oder eine Skulptur – oder ob er die Gruppe einfach der Gemeinschaft wegen schätzt.“

Christoph Wüstenhagen hat schon häufiger Kunstkurse gegeben. Die Arbeit mit blinden und sehbehinderten Menschen war aber auch für ihn Neuland. „Sehende Menschen überlegen sich eher, was sie gestalten möchten und arbeiten dann ergebnisorientiert darauf hin. Bei der Arbeit mit unseren blinden und sehbehinderten Kursteilnehmern steht aber eher der Prozess im Vordergrund. Häufig ändern sich die Ziele deshalb im Laufe der Arbeit noch einmal, was sehr spannend ist“, berichtet der Künstler.

Vieles verändert sich im Laufe der Arbeit

Die meisten sehenden Menschen überlegten sich, was sie malen oder modellieren möchten und arbeiteten dann darauf hin. Beim Kurs mit blinden und sehbehinderten Teilnehmern bespreche man erst einmal genau, wie man anfangen möchte, und stelle sich dann dem Prozess. Vieles verändere sich im Laufe dieser Arbeit dann noch einmal. Wüstenhagens Hauptaufgabe ist, den technischen Prozess zu begleiten. Viele der Teilnehmerinnen haben aber früher, als ihr Sehen noch besser war, schon künstlerisch gearbeitet und greifen auf ihr Wissen zurück.

„Ich hatte von dem Kurs im Wochenblatt gelesen, und da ich auch sehbehindert bin, dachte ich: ‚Jetzt oder nie‘“, berichtet Teilnehmerin Christel Döllstädt. „Ich fühlte mich unter der kundigen Leitung und bei dem achtsamen Umgang miteinander gleich wohl.“

 

Linktipps:

Mehr Infos zum Kunst-Angebot „Kreativ Aktiv“ des BSVH

„Ich sehe was, was du nicht siehst“. Ulrich Steilen über eine Kölner Ausstellung von Künstlern mit und ohne Behinderung

Ich male, also bin ich. Margit Glasow über das Malen durch Gedanken

Malen ist Hoffnung. Margit Glasow über Gestützte Kommunikation und Gestütztes Malen, das Menschen mit Autismus hilft, ihre Gedanken und Gefühle zu artikulieren

 

Sie wollen auch einmal Hamburg kennlernen? Dann machen Sie bis zum 16.08.2015 bei unserem Gewinnspiel mit und gewinnen Sie einen Wochenend-Trip in die Hansestadt

(Heiko Kunert)


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