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Mit den Menschen reden - nicht über sie!

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Ein Dozent des Projekts „Inklusive Bildung“ beim Vortrag, in der Hand ein Zettel mit der Aufschrift: Bildung ist Grundrecht

Durch das Projekt "Inklusive Bildung" der Stiftung Drachensee bekommen Studierende die täglichen Herausforderungen erklärt - von Dozenten mit Behinderungen.

Es gibt neue Dozenten an der Fachhochschule Kiel: Sechs Frauen und Männer mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen oder Lernschwierigkeiten, die bis zum Semesterstart noch in den Werkstätten der Stiftung Drachensee beschäftigt waren. Nun aber erklären sie den Studierenden des Fachbereichs "Soziale Arbeit und Gesundheit" ihr Leben: die alltäglichen Herausforderungen und Hindernisse ebenso wie die Auswirkungen von Sozialgesetzen und die Bedeutung von Inklusion.

Expertenwissen einbringen

Mit den Menschen reden statt über sie zu reden. Das ist der Leitgedanke des Projekts "Inklusive Bildung", das die Stiftung Drachensee mit Unterstützung der Aktion Mensch auf die Beine gestellt hat. Ziel ist es, das Expertenwissen von Menschen mit Behinderung in Studium und Ausbildung für die sozialen Berufe zu verankern - langfristig durch reguläre Arbeitsplätze an den Universitäten, Fachhochschulen bzw. Fachschulen, an denen die Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet werden.
Damit die Menschen mit Behinderung ihren Dozenten-Job gut machen können, werden sie gründlich vorbereitet. "Unser Anspruch ist, dass die Teilnehmer ihre biographischen Erlebnisse reflektieren und einordnen können - das ist etwas ganz anderes als mal mit ein paar Studierenden zu quatschen", stellt Projektmanagerin Claudia Pazen klar.

Theorien, Methoden, Praxis

Satte zwei Jahre dauert die Qualifizierung, die von einer Pädagogin geleitet wird. Sie hat auch das Curriculum erarbeitet: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzen sich einerseits theoretisch mit den Themen Arbeit, Bildung und Teilhabe auseinander. Andererseits lernen sie Methoden und Instrumente für die Lehre kennen, angefangen bei der Power-Point-Präsentation bis hin zu Tipps für Vortrag und Moderation.

Das Erlernte erproben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon während der Ausbildung - wie beim Einsatz an der FH Kiel, der sich mit zwei Stunden pro Woche über ein Semester erstreckte. Neben der FH Kiel hat die Stiftung Drachensee die Uni Kiel (Lehramt) und die Uni Flensburg (Sozialpädagogik) als Partner gewinnen können.

Rollenwechsel

Studierenden in höheren Semestern wiederum schlüpfen in die Rolle des Dozenten: Sie übernehmen kleine Lehreinheiten zu Themen wie "Gesetzliche Grundlagen für Teilhabe" und "Geschichte vom Umgang mit Behinderung in der Gesellschaft". Professoren unterstützen sie darin, die Lehrinhalte didaktisch und methodisch für die Vermittlung an Menschen mit Behinderungen aufzubereiten. Indem die Studierenden so in die Qualifizierung eingebunden werden, "steigern wir die Qualität unserer Ausbildung. Außerdem sorgen unterschiedliche Lehr- und Lernsituationen für Abwechslung", sagt Claudia Pazen. Und natürlich passt der Rollenwechsel perfekt zur Projektidee: voneinander lernen!


Linktipp:
Mehr Infos zum Projekt "Inklusive Bildung" der Stiftung Drachensee
Inklusion studieren: Übersicht der Universitäten und Fachhochschulen, die Bachelor- und Masterstudiengänge sowie Weiterbildungsmöglichkeiten zum Thema Inklusion anbieten
Master of Inklusion? Ein Blogbeitrag von Eva Keller über Aus- und Weiterbildungsangeboten zum Thema Inklusion
Emanzipation der "Disability Studies". Ein Blogbeitrag von Wiebke Schönherr über die erste Juniorprofessorin dieser Fachrichtung in Deutschland und den wissenschaftlichen Begriff von Behinderung
"Ein Stück weit Utopie". Ein Blogbeitrag von Ulrich Steilen über die Inklusion an deutschen Hochschulen

(Autor: Eva Keller)


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