Carina Kühne über die aufregenden Dreharbeiten mit Regisseurin Christina Schiewe und Schauspielkolleginnen wie Christina Große und Gitta Schweighöfer.
Es war schon immer mein größter Wunsch, einmal eine Rolle in einem richtigen Spielfilm zu bekommen. Ich dachte aber, dass es nur ein Traum bleiben würde. Doch dann bekam ich letztes Jahr im April tatsächlich eine Mail von der Regisseurin Christina Schiewe. Sie schrieb mir, dass sie gerade an einem Drehbuch über eine junge Frau mit Down-Syndrom schreibt und die Möglichkeit hat, schon bald diesen Film zu realisieren, nachdem sie schon jahrelang dafür gekämpft hatte.
Das Casting
Obwohl sie selbst keinen direkten Bezug zu diesem Thema hatte, fand sie es spannend, eine Geschichte über eine junge Frau mit Down-Syndrom zu schreiben, die sich ein Baby wünscht. Zufällig hatte sie mein Blog im Internet entdeckt und Gefallen daran gefunden. Da sie eine talentierte Schauspielerin mit Down-Syndrom suchte, fragte sie mich, ob ich mir das zutrauen würde. Darüber freute ich mich sehr.
Ich bekam das Drehbuch zugeschickt, um mich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wir vereinbarten dann einen Casting-Termin bei uns zu Hause. Ich hatte einige Szenen aus dem Drehbuch gelernt und vorbereitet. Ich war begeistert und hatte viel Spaß dabei. Als ich dann aber erfuhr, dass - wie allgemein üblich - noch mehr Schauspielerinnen mit Trisomie 21 zum Casting eingeladen waren, dachte ich, dass ich die Rolle sicher doch nicht bekommen würde. Schließlich hatte ich im Gegensatz zu meinen Mitbewerberinnen noch keinerlei Filmerfahrungen außer dem Dokumentarfilm "Vier Leben" von Cornelia Thau. Doch dann bekam ich schon sehr schnell eine Zusage, und nun mussten die anderen Rollen in dem Film noch besetzt werden. Deshalb fuhren wir zu vielen verschiedenen Castings nach Berlin, Köln, Frankfurt und Stuttgart. Ich lernte viele tolle Schauspieler kennen und durfte mit ihnen spielen. Das war ein tolles Erlebnis. Alle Schauspieler müssen natürlich gut zueinander passen und miteinander harmonieren.
Start der Dreharbeiten
Als die passenden Schauspieler ausgesucht waren und der Drehort gefunden war, begannen die Dreharbeiten im September in der Nähe von Stuttgart. Das waren ganz besondere Erfahrungen für mich. Ich staunte nicht schlecht, wie viele Leute doch an einem Film arbeiten müssen, und alle sind sehr wichtig. Neben der Regisseurin gab es außer den Schauspielern eine Produktionsleitung, eine Aufnahmeleitung, eine Kamerafrau, eine Tontechnikerin, die Szenenbildner, Requisiteure, Kostümbildner, Maske, Beleuchter, alle mit ihren Assistenten, Fahrer und Komparsen.
Bevor mit den Dreharbeiten begonnen werden konnte, musste alles gut vorbereitet sein. Dann gab es eine Stellprobe, und erst danach musste jede Szene mehrmals aus verschiedenen Perspektiven gedreht werden. Manche Szenen mussten auch wiederholt werden, weil es Störgeräusche gab oder weil die Sonne mal mehr oder mal weniger stark schien und die Filter deshalb gewechselt werden mussten usw. Manchmal musste auch etwas wiederholt werden, weil die Regisseurin meinte, dass wir Schauspieler die Szene noch besser oder anders spielen sollten. Obwohl den ganzen Tag gedreht wurde, schaffte man nur ein paar Minuten fertigen Film pro Tag.
Nachdem sich die Unsicherheit legte
Da die meisten Leute von der Crew bislang noch nicht mit Menschen mit Down-Syndrom zusammengearbeitet hatten, waren sie zu Anfang ein wenig unsicher, wie sie mit mir umgehen sollten. Das hat sich aber ganz schnell gelegt. Ich wurde ganz normal behandelt, wie alle anderen auch und konnte zeigen, dass auch Menschen mit Handicap etwas leisten können. Ich hatte sehr viel Spaß an den Dreharbeiten und bin schon gespannt auf den fertigen Film. Leider muss man sich auch nach den Dreharbeiten noch lange gedulden. Schließlich muss der Film noch geschnitten werden und die Filmmusik muss noch dazu kommen. Aber nun ist er fertig, und die Weltfilmpremiere wird am 29. Juni 2014 um 14.30 Uhr im Kino ARRI bei den Filmfestspielen in München sein.
Es ist eine Komödie, die von der "Zum goldenen Lamm"-Filmproduktion mit der ZDF-Redaktion "Das kleine Fernsehspiel" produziert und von der MFG Baden-Württemberg gefördert wurde.
Meine Rolle und die Schauspiel-Kollegen
Ich spiele die Nicole, eine 18-jährige junge Frau mit Down-Syndrom, die unbedingt ganz normal heiraten und eine Familie gründen möchte. Als Nicole schwanger ist, muss sie gegen sehr viele gesellschaftliche Widerstände ankämpfen.
In dem Film sind auch bekannte Schauspieler zu sehen: Christina Große, Gitta Schweighöfer, Holger Stockhaus, Paul Faßnacht, Cornelia Köndgen, Florian Appelius, Nico Randel, Volker Muthmann, Attila Borlan, Heidemarie Brüny, Cornelia Gröschel, Nele Winkler und Jan-Patrick Kern.
Der Film "Be My Baby" regt auch zum Nachdenken an und greift Tabus auf. Menschen mit Down-Syndrom haben zwar ein Recht dazu, wie alle anderen auch zu heiraten und eine Familie zu gründen; aber bis unsere Mitmenschen das tolerieren, brauchen wir noch viel Aufklärung und Umdenken in unserer Gesellschaft. Ich hoffe, dass dieser Film dazu beiträgt. Es ist ein sehr emotionaler Film, der hoffentlich von vielen Menschen gesehen wird und auch gut bei den Zuschauern ankommt. Das wäre sehr schön!
Nach der Premiere soll der Film noch auf nationale und internationale Festivaltour gehen, und hoffentlich zeigt auch ein Kinoverleih Interesse, bevor er im ZDF ausgestrahlt wird.
Die Regisseurin Christina Schiewe hat mich entdeckt und glaubt an mein Talent. Mir hat die Schauspielerei sehr gut gefallen und ich hoffe, dass ich noch weitere Rollenangebote bekomme.
Linktipps:
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(Autor: Carina Kühne)