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Vertrauen in der Praxis

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Marianela von Schuler Alarcón mit ihrem Praxisteam während einer Behandlung

Unter Medizinern wächst das Bewusstsein für die besonderen Bedürfnisse von Patienten mit Behinderungen – einige Unis und Ärzte gehen deshalb neue Wege in der Ausbildung von Studierenden und Mitarbeiter/innen

Wer geht schon gerne zum Arzt? Besonders schwer fällt dieser Gang Patienten, die Sorge haben, sich nicht verständigen zu können oder nicht verstanden zu werden: Gehörlose Menschen zum Beispiel oder Menschen mit Lernbehinderungen. Unter Medizinern wächst das Bewusstsein dafür, dass sie auch auf die Behandlung dieser Patienten vorbereitet sein müssen – wenn sie Missverständnisse vermeiden oder Angst nehmen wollen.

Hörende und gehörlose Patienten

So praktiziert seit einiger Zeit in Hamburg die Zahnärztin Marianela Schuler von Alarcón, die die Gebärdensprache beherrscht und zudem zwei Zahnarzthelferinnen ausbildet, die selbst gehörlos sind. Auch die hörenden Mitarbeiterinnen lernen die Gebärdensprache – und im Wartezimmer sitzen sowohl hörende als auch gehörlose Patienten.

Regelmäßige Vorsorge für Menschen mit Schwerstbehinderung

Nun hat die Uni Witten-Herdecke angekündigt, im Januar 2015 den bundesweit ersten „Lehrstuhl für behindertenorientierte Zahnmedizin“ zu besetzen. Noch laufen die Verhandlungen, wer den Lehrstuhl übernimmt, noch stehen die Lehrinhalte nicht im Detail fest. Klar ist aber schon jetzt, dass „Vertrauen“ ein Schlüsselbegriff im Umgang mit Patienten mit Behinderung ist: Das erfahren die Studierenden in Witten-Herdecke bereits jetzt, im Praxisteil ihrer Ausbildung. Auch die Forschung soll künftig eine wichtige Rolle spielen. Beispielsweise die Frage, wie man eine regelmäßige Vorsorge für Menschen mit Schwerstbehinderung aufbauen kann. Oder wie sich die Behandlung von Menschen von Behinderung bei den Krankenkassen abrechnen lässt. Denn weil die häufig mehr Zeit braucht als bei Menschen ohne Behinderung, lohnt sich der Einsatz für den Arzt nach dem geltenden Leistungskatalog nicht immer ...

Kurse in Gebärdensprache

An der LMU München wiederum gibt es seit 2006 das Projekt „Flying Hands“: Studierende der Human-Medizin organisieren hier ehrenamtlich Kurse in Gebärdensprache für ihre Kommilitonen. Die Dozenten – hörend, gehörlos oder schwerhörig – vermitteln Grundlagen der Deutschen Gebärdensprache, soziokulturelles Wissen der Gehörlosen-Gemeinschaft und machen auf Besonderheiten in der Versorgung von Menschen mit Hörbehinderung aufmerksam. Auch an ein paar anderen Medizin-Fakultäten gibt es solche Kurse, weiß die Bundesvertretung der Medizinstudierenden.

Alle eint der Anspruch, eine angemessene Versorgung aller Patienten sicher zu stellen.

 

Linktipps:

Infos zum „Lehrstuhl für behindertenorientierte Zahnmedizin“ an der Uni Witten-Herdecke

Projekt „Flying Hands“: Gebärdensprach-Kurse im Medizin-Studium an der LMU München

Gebärdensprache: Inklusion in der Zahnarztpraxis. Ein Blogbeitrag von Heiko Kunert über eine bemerkenswerte Hamburger Zahnärztin

Gesunde Athleten. Ein Blogbeitrag von Ulrich Steilen über das Gesundheitsprogramm „Healthy Athletes“ der Special Olympics Deutschland

(Eva Keller)


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