„RRRRR“! In meiner Tasche vibriert es. Eine Nachricht einer Freundin auf Facebook zaubert ein kurzes Lächeln auf mein Gesicht. Kommt solch eine Situation Ihnen bekannt vor? Vermutlich. Klar, das Internet ersetzt keine realen Menschen, und das klingelnde Ding kann manchmal ganz schön penetrant sein. Der Vorteil des schnellen Kommunizierens und der Vernetzung siegt letztendlich – vor allem, wenn im Alltag nur eine spärliche Zeit für Treffen mit den Liebsten übrig bleibt. Doch nicht nur der Zeitfaktor ist ein gutes Argument für mobile Nutzung, sondern auch die mühelose Überwindung von Distanzen ohne Barrieren. Genau jenen Barrieren begegnen Menschen mit Behinderungen tagtäglich, sei es nun im mobilen oder kommunikativen Bereich.
Leichte Sprache hält Einzug in die Öffentlichkeit
Wer näher darüber nachdenkt, merkt schnell den Widerspruch. Mobile Mediennutzung ist eigentlich dafür gemacht, um Barrieren zu überwinden und Kommunikation zu vereinfachen. Zugegeben: Verwaltungsdokumente und Gesetzestexte waren noch nie einfache Kost. Darüber machen sich erfreulicherweise eine zunehmende Anzahl an Behörden Gedanken, und Leichte Sprache findet im öffentlichen Sektor und der Politik immer häufiger Einzug. Das schließt nicht nur die Übersetzung von Dokumenten und wichtigen Informationsbroschüren mit ein, selbst Veranstaltungen werden stellenweise in Leichter Sprache moderiert.
Facebook leicht verständlich?!
Doch wie sieht es mit dem Einsatz von Leichter Sprache in den Sozialen Netzwerken aus? Diese zeichnen sich durch einen einfachen Aufbau aus und werden vorwiegend mobil in der Freizeit konsumiert. Die Bedienung der Plattform und das Lesen persönlicher Nutzerbestimmungen sollten deshalb umso eingängiger sein, denkt man. Warum sind dann Datenschutzbestimmungen auf Facebook und Co so komplex und der Dschungel der Hilfeseite selbst für Menschen ohne Lernschwierigkeiten schier unmöglich zu durchblicken? Umso wichtiger ist es also, auch in diesem Bereich eine barrierereduzierte Kommunikation zu gewährleisten.
Selbstbestimmung und Schutz der eigenen Daten im Netz für alle!
Auf diesem Gebiet besteht leider noch Nachholbedarf. Begibt man sich auf die Suche im Internet, findet man lediglich eine bereits beendete Online-Petition engagierter Pädagogikstudenten für den Einsatz von Leichter Sprache auf Facebook. Leider hat diese Petition viel zu wenige Menschen erreicht und ruft zudem nicht gerade wenige kritische Stimmen hervor. Facebook in Leichter Sprache hat entgegen fälschlicher Annahmen nichts damit zu tun, Kurznachrichten noch kürzer zu gestalten und ihnen jeglichen Sinnzusammenhang zu rauben. Es bedeutet, unterschiedlichsten Personengruppen das virtuelle Mitwirken zu ermöglichen und als Folge gleichzeitig einen wichtigen Teil für die gesellschaftliche Teilhabe beizutragen. Dazu gehört als Basis eine erleichterte Steuerung. Hilfetutorials, Privatsphäreeinstellungen und Datenschutzbestimmungen sollten weiterhin leicht verständlich und in reduzierter Fülle aufbereitet sein. Erst dann wird auch Menschen mit Lernbehinderung der selbstbestimmte Schutz ihrer Daten, die gewünschte Privatsphäre und der volle Zugang zu Informationen zugesprochen. Nicht zu vergessen, dass die Präsenz in sozialen Netzwerken die Chance eröffnet, die eigene Person in all ihren unterschiedlichen Facetten darzustellen, ohne immer nur auf Behinderung reduziert zu werden.
Barrierearme Kommunikation von Anfang an
Gute Voraussetzungen für die Umsetzung dieses Gedankenansatzes sind im Grunde gegeben. Viele Talker beinhalten mittlerweile den direkten Zugang zu den gängigen Sozialen Netzwerken, was selbst kommunikativ stark eingeschränkten Personen den Austausch mit Gleichgesinnten eröffnet. Großen Firmen sollte es aufgrund der hohen Medienkompetenz ihrer MitarbeiterInnen und der hohen Präsenz in den Medien ein Leichtes sein, für Internetplattformen und Messengerdienste eine einfache, barrierefreie Nutzung anzubieten. Was fehlt, ist ein konstantes Umdenken in den Köpfen der Unternehmen. Wird ein neues Soziales Netzwerk eröffnet? Nicht lange überlegen und eine barrierearme Bedienung und Kommunikation von Anfang an mitbedenken und etablieren! Das macht vieles im Nachhinein leichter. Glückliche Nutzerinnen und Nutzer beschert es allemal.
Linktipps:
Was bedeutet eigentlich Barrierefreiheit im Internet? Ein Blogbeitrag von Domingos de Oliveira
(Nina Treusch)