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Mittendrin auf der Bühne

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Das Theater-Ensemble spielt in schwarzer Kelidung auf der Bühne vor Publikum

Im inklusiven Theaterstück „Es geht auch anders“ standen Darsteller mit und ohne Down-Syndrom in Berlin zusammen auf der Bühne, sie stellten auch Alltagserfahrungen von Menschen mit Down-Syndrom dar – ein beeindruckendes Erlebnis für Darstellerin Julia Swiderski.

Zehn Schauspieler und Schauspielerinnen in schwarzen T-Shirts und Hosen stehen auf der weißen Studio-Bühne. Alle tragen Masken, die ihre Gesichter verdecken. Alle sind gleich. Erst als die Masken fallen, sieht man die unterschiedlichen Personen: vier Männer und sechs Frauen, drei mit und sieben ohne Down-Syndrom, Teenager und Endfünfziger. 80 Zuschauer sind gekommen, um sie zu sehen. In der Studio-Bühne vom Heimathafen Neukölln ist jeder Platz besetzt.

Gleichsein – Anderssein

Die Darsteller laufen wild durcheinander. „Alle mit dunklen Haaren hier herüber“, ruft ein junger Mann vom Rand der Bühne. Sechs Personen versammeln sich um ihn. „Iiih, die sind anders“, schreien sie und zeigen mit den Fingern auf die Hellhaarigen. Dann laufen wieder alle durcheinander. „Alle unter 20 Jahren hierher“, ruft jemand. Nur vier Ältere bleiben übrig. „Iiih, die sind anders“, kreischen die Jungen. Genauso geht es mit blauen Augen, Frauen und Down-Syndrom. Einige sind immer anders. Am Ende der Szene stehen „alle in schwarzen Sachen“ zusammen, zeigen auf die Zuschauer und rufen: „Die sind anders!“

Eine, die da schreit, ist Julia Swiderski: eine zierliche Frau mit langen Haaren und einer Brille. Sie ist eine Darstellerin mit Down-Syndrom.

Zum ersten Mal auf der Bühne

Viel Text gibt es in dem Stück nicht, dafür wird viel über Bewegung und Gesten vermittelt. Interessierte hatte die Lebenshilfe Berlin anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tages über einen Aufruf gesucht. Julia Swiderski hatte sich darauf gemeldet. Die 24-Jährige hat vorher noch nie auf der Bühne gestanden. In dem Stück schaut sie die meiste Zeit ernst und konzentriert. Erst als der Applaus losbricht, löst sich ihr Gesicht und ein freudiges Strahlen überzieht es. „Ich war ein bisschen aufgeregt“, sagt sie nach der Vorstellung und lächelt.

Freude und Erleichterung

In der Garderobe ist die Stimmung nach der Vorstellung ausgelassen: Die Darsteller gratulieren sich, lachen, und immer wieder fällt das Wort „toll“. Julia Swiderski ist mittendrin. „Sehr gut“ geht es ihr, sagt sie. Sie habe sich auf der Bühne wohlgefühlt. Und was mochte sie am meisten? „Die Masken“, sagt sie, schaut über den Rand ihrer Brille und zieht die Augenbrauen hoch. Und das Schreien.

Seit Oktober hat sie mit den anderen jeden Sonntag geprobt, in den letzten Wochen auch noch samstags. Es hat sich gelohnt. Alle im Raum sind glücklich. Es wird angestoßen. Für die Jüngeren gibt es Sekt ohne Alkohol. Alle prosten sich zu: Junge und Ältere, Männer und Frauen, mit und ohne Down-Syndrom. Viel Zeit bleibt nicht. Der Bruder von Julia Swiderski wartet schon. „Er fährt mich nach Hause in meine WG“, sagt sie. Und da will sie es sich nach all der Aufregung erstmal gemütlich machen.

 

Linktipps:

Theater sind wir alle. Margit Glasow über ein Theaterprojekt in Stralsund, bei dem alle willkommen sind – ob mit oder ohne Behinderung

Carmina Burana – inklusiv und open air. Ulrich Steilen über ein Tanzprojekt mit 150 Tänzerinnen und Tänzern mit und ohne Behinderung

„Menschen spielen Menschen“. Carmen Molitor über das Theaterstück „Unter Irren“ des integrativen Ensembles der Opernwerkstatt am Rhein

Der Reiz des Andersseins. Ulrich Steilen über die inklusive Theater-, Musik- und Tanzproduktion „Verflüchtigung“ beim Kölner Sommerblut Festival

Darstellerin Julia Swiderski in ihrer Garderobe

(Katja Hanke)


„Beim Golfen hat jeder ein Handicap“

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Ein Paar und zwei Jungs steht an einem Minigolf-Hindernis.

Eine verrückte Idee, mit viel Herzblut und Improvisationstalent umgesetzt: Zahllose Engagierte haben mit Crazy Golf eine einzigartige Minigolf-Anlage geschaffen, bei der es nicht um Wettbewerb und Punkte geht. Handicaps gibt es hier sogar zum Ausleihen.

Eigentlich war es ein Luxusproblem, vor dem Bernd Goltermann, Leiter der Wohnstätte Lange Wiese nahe Osterode/Harz, zusammen mit Kollegen und Bewohnern stand: Das Grundstück, auf dem das Haus steht, ist weitläufig und wurde nur zum Teil genutzt. Goltermann: „Wir haben zusammengesessen und rumgesponnen, was man mit der Fläche machen kann. Wir waren auf der Suche nach einer Idee, die Leute anlockt und bei der ein Austausch mit den Bewohnern stattfindet. Sie durfte gerne ein wenig verrückt sein.“ Auf diese Weise entstand das Konzept für Crazy Golf– eine alles andere als normale Minigolf-Anlage, sondern ein einzigartiger Parcours mit Bahnen, die es nur einmal auf der Welt gibt. Sie alle sind komplett barrierefrei und bieten für jedermann Orientierung, egal ob jung oder alt, mit oder ohne Behinderung, deutsch oder zugezogen…  

2008 konkretisierte sich die Planung immer weiter. Bis zur Eröffnung vergingen aber noch einmal drei Jahre – schließlich war es für alle Beteiligten ein Freizeitprojekt. Während der Bauphase waren zeitweise 50 Freiwillige gleichzeitig auf der Baustelle unterwegs: Mitarbeiter und Bewohner des Hauses, Angestellte von ortsansässigen Firmen, die kostenlos arbeiteten, straffällige Jugendliche, Studenten aus unterschiedlichen Ländern, und, und, und. Oft genug waren kreative Lösungen und Improvisation gefragt, um das unkonventionelle Freizeitvergnügen Realität werden zu lassen.

Zur feierlichen Eröffnung am 20. August 2011 waren 11 Bahnen spielfertig. Das eine Mal muss man den Ball auf ein Floß spielen und über einen Teich bugsieren; ein anderes Mal dirigieren die Spieler den Ball durch ein frei schwingendes Labyrinth oder bewegen ihn mithilfe eines ferngesteuerten Spielzeug-Jeeps. Hier geht es nicht um Leistung, es werden keine Schläge gezählt und gegeneinander aufgerechnet. Es geht um Spaß und die vielen unterschiedlichen Wege ans Ziel zu kommen. 2-3 Stunden sind die Besucher oft unterwegs, häufig kommen ganze Geburtstagsgesellschaften oder Vereinsmannschaften. Hier gibt es übrigens auch Handicaps zum Ausleihen. Wer möchte, kann einen Rollstuhl borgen oder eine spezielle Brille, die die Sicht einschränkt.

Crazy Golf ist inzwischen bei den Harz-Weser-Werkstätten angedockt. So decken Mitarbeiter der Werkstätten vor allem unter der Woche das Gros der Dienste ab, am Wochenende sind es meist externe Freiwillige. Einige von ihnen waren früher Mitarbeiter der Werkstätten, andere kommen aus dem Dorf, drei Rentner helfen dabei, die beanspruchten Bahnen instand zu halten. Freiwillige aus der Wohnstätte mähen den rasen, säubern die Bahnen oder kümmern sich um die Verpflegung. Einer der Engagierten ist Eduard Bleckert, dessen Sohn in der Wohnstätte Lange Wiese zu Hause ist. Er meint: „Ich fand es von Anfang eine tolle Idee, bei der alle an einem Strang gezogen haben.“ Der 60-Jährige kassiert nun an mehreren Wochenenden in der Saison Eintritt, gibt Schläger und Bälle aus oder erklärt Besuchern, wie die einzelnen Bahnen funktionieren. „Es ist schön, zu sehen, wie schnell hier die Barrieren zwischen Besuchern und Bewohnern der Einrichtung aufgebrochen werden.“

Damit dürfte das wichtigste Ziel der Initiatoren erreicht worden sein: dass hier Begegnungen zwischen engagierten Bewohnern und Besuchern zustande kommen, die es sonst nicht gegeben hätte. Das mag ein kurzer Kontakt bei der Schlägerausgabe sein oder wenn ein Problem auf einer der Bahnen behoben werden muss. Goltermann: „Das hat nichts aufgesetztes oder pädagogisches, wie ein offizieller Werkstattbesuch. Begegnungen passieren hier ganz einfach.“

Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch nach seinen individuellen Möglichkeiten selbstbestimmt leben und am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Dieses selbstverständliche Miteinander erreichen wir nur, wenn sich möglichst viele Menschen für eine inklusive Gesellschaft einsetzen und sie mitgestalten – zum Beispiel durch freiwilliges Engagement. Die Aktion Mensch bietet mit ihrer Freiwilligen-Datenbank einen Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten: Menschen mit und ohne Behinderung können aus mehr als 16.000 Angeboten  das passende Engagement auswählen.


Weitere Ideen für inklusives Engagement finden Sie in der Freiwilligen-Datenbank.

(Henrik Flor)

Mit dem Rolli um die Welt

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Volker und Iris Westermann mit Freunden auf einer Ausflugsterasse in den kanadischen Whistler Mountains

Sie haben das Reisen für sich entdeckt, im Rollstuhl und mit Glasknochenkrankheit: Volker und Iris Westermann waren schon in Südostasien, New York, in Dubai und in Mexiko. Dort lernten sie Marty aus Vancouver kennen, dessen Sohn Michael ebenfalls im Rollstuhl sitzt.

„Ohne unseren Rolli hätten wir die beiden nie kennengelernt“, sagt Volker. Seine Augen leuchten, wenn er an die Freunde denkt. Denn nach dem Mexiko-Urlaub ist der Kontakt nicht abgebrochen. Die kanadischen Freunde haben die Westermanns in Deutschland besucht und sie auch immer wieder nach Vancouver eingeladen.

Iris denkt gerne an die 12 Tage in Kanada zurück: „Die beiden und Martys Frau Barbara haben sich ein super Programm für uns ausgedacht. Wir haben Vancouver gesehen, waren in den Whistler Mountains, dann in der Provinz British Columbia ganz im Nordosten. Und beide – Städte und Landschaften – waren ganz große Klasse.“ Vorher haben Iris und Volker sich natürlich schon Gedanken darüber gemacht, wie alles wird, ob es klappt oder ob es zu viele Barrieren gibt. Aber wenn man dann einfach loslegt, wird es eigentlich immer gut, finden beide.

Ein Schiff unter den Rädern

Fast jedes Jahr machen Volker und Iris eine Kreuzfahrt in ferne Länder. Denn sie haben entdeckt: Wenn sie zu zweit unterwegs sind, klappt es mit dem Schiff am besten. Mittlerweile ist alles barrierefrei. Und beim Ein- und Ausstieg helfen speziell geschulte Mitarbeiter. „Zumindest auf den AIDA-Schiffen ist das so“, sagt Volker Westermann. So ist er zusammen mit seiner Frau Iris mittlerweile Stammkunde.

Fast jeden Tag gibt es auf der Südostasien-Kreuzfahrt einen Landausflug, den Iris und Volker mit dem Taxi bestreiten: An jeder Anlegestelle machen sie sich auf die Suche nach einem möglichst sympathischen und englisch-sprechenden Taxifahrer. „Der Beste war ja Jimmi in Singapur, der hat den ganzen Tag gesungen und er hat uns diese typischen Food-Markets gezeigt, wo es die verrücktesten Sachen zu essen gab“, erinnert sich Iris. „Hühnerfüße, gegrillte Hahnenkämme und andere seltsame Dinge.“ Und Volker ergänzt: „Und nachher hat er uns zu einem Weihnachtsmarkt gefahren, wo es eine Schaumparty gab. Das war im November, aber super heiß. Ein Riesenspaß. Das Blöde war nur, die Räder von den Rollis nachher wieder sauberzukriegen.“

Hinauf zum Glück

Mit Schiff und Taxi erleben sie jeden Tag neue Abenteuer: In Penang zum Beispiel hat der Taxifahrer es sich nicht nehmen lassen, sie persönlich die Treppe zum „Tempel des höchsten Glücks“ hinaufzutragen. „Das waren gefühlte 200 Stufen – es hat ewig gedauert und muss für den Fahrer echt anstrengend gewesen sein“, erzählt Iris. „Als wir dann oben waren, sagte er irgendwann: Ich hol jetzt mal das Auto. Da kam raus, dass es hinter dem Tempel eine direkte Zufahrt gab. Aber er wollte, dass wir diesen langsamen Aufstieg miterleben wie alle anderen Gäste auch. Das war toll.“ Die nächste Reise ist schon gebucht; die geht in die Dominikanische Republik.

 

Mehr über die Reisen von Iris und Volker kannst Du hier lesen: aktion-mensch.de/begegnung/

 

Linktipps:

Begegnung in Kanada: Die Westermanns zu Besuch bei ihrem Freund Marty in Vancouver (Video)

Interview mit Iris und Volker Westermann zum Thema Reisen im Fernsehmagazin „Grenzenlos“ (Video)

Iris und Volker Westermann in der Talk-Show mit Bettina Tietjen im NDR (Video)

Tanzende Herzen. Mareice Kaiser und Anastasia Umrik über ihre erste Begegnung – aus ihrer jeweiligen Perspektive

Verstehen ist mehr als Hören. Margit Glasow über ihre Begegnung mit Hannah Tinten, die sich für Menschen mit Hörbehinderung einsetzt

Auf einen Abend in der Sushi-Bar. Wiebke Schönherr über ein Treffen von drei besten Freundinnen – von denen eine Rollstuhl fährt

Iris und Volker Westermann auf einem Anlegersteg vor einem Wasserflugzeug auf einem kanadischen BergseeVolker und Iris Westermann mit Freunden auf einem Berg über Rio de JaneiroVolker und Iris Westermannvor der großen Jesus-Statue über Rio de JaneiroVolker und Iris Westermann vor einer großen asiatischen Tempelanlage

(Redaktion )

Technik fuer alle: eine Utopie?

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Eine U-Bahn-Station der U3 mit einfahrendem Zug und einer großen Anzeigetafel mit Fahrgastinformationen

Technik bestimmt unser Leben. Technik umgibt uns überall. Sie erleichtert uns den Alltag. Für blinde Menschen ist sie aber häufig nur lästig oder nutzlos. Dabei zeigt zum Beispiel ApplesiPhone, dass es längst möglich ist, Produkte herzustellen, die von Menschen mit und ohne Sehbehinderung gleichermaßen genutzt werden können. Heiko Kunert stellt uns eine Zukunft vor, die eigentlich schon heute Wirklichkeit sein könnte.

Ich checke meine E-Mails, lese den neuesten Artikel im Aktion-Mensch-Blog, erfahre wie das Wetter wird, welche Cafés in der Nähe sind und was es Neues in der Welt gibt. Die Sprachausgabe des iPhones macht das heute schon möglich. Wie toll könnte aber die Welt erst sein, wenn alle technischen Produkte barrierefrei wären.

Beim Zähneputzen höre ich den melancholisch-schönsten Indie-Track aller Zeiten aus meinem Digitalradio. Von wem der wohl ist? Ich drücke den Infoknopf und prompt liest mir eine synthetische Sprachausgabe den Interpreten und den Titel vor. Gut, dass ich nicht mehr meine Frau wecken muss, damit sie mir die Anzeige auf dem Display vorliest. Das freut sie. Das freut mich.

Beim Frühstück: Irgendwas stimmt mit dem Kühlschrank nicht. Im Orangensaft schwimmen Eisstückchen. Haben wir ihn zu kalt eingestellt? Zeigt die digitale Anzeige eine Fehlermeldung an? Ach ja, wir leben ja nicht mehr im Jahr 2014. Ein Druck auf den Infoknopf, und die freundliche, aber etwas unterkühlte Kühlschrankstimme verrät mir, dass das Gerät auf null Grad eingestellt ist. „Wieso denn das?“, frage ich. Der Kühlschrank bleibt stumm.

Verspätung? Hätte ich doch bloß unser selbstfahrendes Google-Mobil genommen

Auf geht’s zur Arbeit. Mit der U-Bahn. Der Bahnsteig ist ungewöhnlich voll. Hat der Zug etwa Verspätung? Früher musste ich die anderen Fahrgäste fragen, was auf der Anzeigetafel stand, oder ich musste einfach warten. Heute ist es ja längst selbstverständlich, dass die Hochbahn-Daten an meinen weißen Stock übertragen werden. Und aus seinem kleinen Lautsprecher kommt denn auch prompt die Meldung, dass ich wegen einer Weichenstörung 20 Minuten auf die U3 warten muss. Hätte ich doch bloß unser selbstfahrendes Google-Mobil genommen. Dann wär ich jetzt schon im Büro.

Dort angekommen bestell ich mir bei unserem neuen Kaffeevollautomaten einen doppelten Espresso. Gut, dass das Teil neuerdings Sprachbefehle versteht. Dann suche ich mir einen der noch freien PCs aus. Da inzwischen jeder Rechner mit simplem Tastendruck auf Sprachausgabe und Blindenschriftzeile umgestellt werden kann, kann ich den Arbeitsplatz am sonnigen Fenster wählen. Auch in öffentlichen Büchereien, Internet-Cafés und in Hotellobbys ist es übrigens inzwischen möglich, als blinder Mensch einfach los zu tippen. Herrlich!

Mit Hilfe meiner Finger und Ohren bekomme ich alle Infos, die ich benötige

Apropos, Hotellobbys. Morgen muss ich auf Dienstreise nach München, mit einer Übernachtung. Wenn ich daran denke, wie ich früher manch eine Nacht in einem völlig überhitzten oder viel zu kühlen Hotelzimmer geschlafen habe, weil ich die Bedienelemente der Klimaanlage erst nicht gefunden und dann die Bedeutung der vielen Tasten nicht verstanden hab. Gut, dass die Technik heute so gestaltet ist, dass ich mit Hilfe meiner Finger und Ohren alle Infos bekomme, die ich zur Bedienung benötige.

Da wird selbst der Fernsehabend zum Vergnügen. Seien es die Menüs von Fernseher oder Blu-ray-Player, alle kann ich problemlos bedienen. Anders als in 2014 gibt es heute ja immer ein akustisches Feedback, eine Sprachausgabe, die mir sagt, wo ich mich im Menü befinde. Und dass alle Fernsehsendungen und Filme, die heute im TV laufen, eine optional zuschaltbare Hörfilm-Spur haben, brauch ich wohl nicht extra zu erwähnen. Willkommen in einer Welt für alle!

 

Linktipps:

Technik als Motor der Inklusion? Interview mit Enno Park zum Thema „Technische Innovationen in den Lebenswissenschaften“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Mobile Innovationen. Interview mit Matthias Lindemann zum Thema: „Technologieentwicklung und digitale Kommunikation“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Neuartige Medien als Schlüssel zur Teilhabe. Nina Treusch über die Veränderung des Schulalltags für Kinder mit und ohne Behinderung durch neue Technik

Mit eLearning zu barrierefreien Unis. Eva Keller im Interview mit Prof. Gerhard Weber von der TU Dresden über neue Technik an Hochschulen

Kommunikation und Teilhabe durch Technik. Katja Hanke über den Verein Kommhelp, der Hilfsmittel zur barrierefreien Kommunikation für Menschen mit Behinderungen entwickelt

(Heiko Kunert)

Unbehindert aktiv

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Ein Mann mit Vollbart und Mütze hält sich ein Handy vors Gesicht, auf dem Augen abgebildet sind

Das Internet hat den Online-Aktivismus von Menschen mit Behinderung beflügelt. Viele Initiativen scheitern aber an der mangelnden Barrierefreiheit der Online-Tools.

Viele Menschen machen noch keine Bewegung, aber viele können dazu beitragen, dass das Leben für Menschen mit Behinderung besser wird.

Die Wheelmap zeigt rollstuhlgerechte Orte in ganz Deutschland. Befüllt wird sie von tausenden Freiwilligen. Das Prinzip dahinter nennt sich Crowdsourcing. Inzwischen tragen viele Menschen zu zahlreichen anderen Projekten bei, die Menschen mit Behinderung unterstützen. Hurraki ist ein Wörterbuch in Leichter Sprache, das nach dem Wikipedia-Prinzip von Freiwilligen gefüllt wird. Über die AppBe my Eyes können sich Blinde über ihr Smartphone die Hilfe eines Sehenden organisieren.

Finanzierung über Crowdfunding

Es gibt viele gute Ideen, und oft fehlen nur wenige hundert oder tausend Euro, um diese Ideen auch praktisch umzusetzen. Eine Lösung für dieses Problem ist Crowdfunding. Crowdfunding bedeutet, dass die Umsetzung von Ideen von der Crowd, also von zahlreichen unterschiedlichen Menschen finanziert werden. Einige geben 5 Euro, einzelne Spender geben 100 Euro oder mehr. Es haben sich spezielle Plattformen wie Kickstarter oder Startnext herausgebildet, die genau für solche Projekte gedacht sind. Langfristiger angelegte Projekte können sich ihre Spenden über Portale wie Betterplace.org organisieren und sparen sich so den Aufbau eigener Spendenportale. Schon viele Projekte konnten über solche Plattformen unterstützt werden. Aleksander Knauerhase finanziert das Layout und Lektorat seines Buches über Autismus via Startnext. Die AppMax und Eni – Gebärden lernen am iPad“ soll es Menschen mit Sprachproblemen und ihren Bezugspersonen erleichtern, Kommunikation über Gebärden zu erlernen.

Beteiligung mit Online-Petitionen

Online-Petitionen haben sich als weiteres wichtiges Instrument für den Online-Aktivismus erwiesen. Es gibt offizielle Plattformen wie die des Deutschen Bundestages sowie Plattformen, die von NGOs wie change.org betrieben werden. Petitionen wie die des Jura-Studenten Constantin Grosch haben dazu beigetragen, dass das Bundesteilhabegesetz in der breiteren Öffentlichkeit bekannt und diskutiert wurde.

Der Aktivismus endet nicht damit, sein Projekt auf solchen Portalen vorzustellen. Es geht vor allem darum, die Initiative über Facebook, Twitter und weitere Kanäle bekannt zu machen. Der Goldstandard ist, seine Idee über die eigene Community hinaus bekannt zu machen, zum Beispiel in die Presse zu kommen und so Menschen zu erreichen, die man sonst nicht erreichen würde.

Gebremster Aktivismus

Die Krux an der ganzen Geschichte ist, dass viele dieser Plattformen sich als nicht barrierefrei erwiesen haben.

Das trifft nicht nur Menschen mit Lernbehinderung, für die viele der Portale zu komplex sind. Es geht auch um Menschen mit geringer Technikaffinität. Die interaktiven und oft überladenen Portale überfordern oft sogar Web-Profis. So ist es für viele Menschen schwierig, ihre Stimme oder Spende für ein Projekt abzugeben, dass sie unterstützen möchten, weil der Anmelde- oder Spendenprozess nicht barrierefrei gestaltet wurde. Die Regeln zum Einstellen von Projekten oder zum Datenschutz sind oft nicht verständlich gestaltet.

Barrierefreiheit verbessern

Viele Petitionen und Projekte werden heftig diskutiert, wobei die Diskussionen weder überschaubar noch inhaltlich verständlich sind. Hier sind die Nutzer am Zuge, eine bessere Diskussionskultur zu etablieren. Das trägt nebenbei dazu bei, dass auch für Nicht-Behinderte viele Missverständnisse und damit auch überflüssige Diskussionen vermieden werden.

Schließlich müssen die Plattformen so gestaltet sein, dass möglichst viele Menschen in der Lage sind, ihre Petition oder ihr Projekt einzustellen. Bei der Barrierefreiheit ist noch einiges zu verbessern. Auch hier profitieren nicht zuletzt die Plattformen selbst. Sie sind oft wie Expertensysteme gestaltet. Die Macher übersehen dabei, dass viele Teilnehmer vielleicht nur ein einziges Mal aktiv sind und weder Zeit noch Lust oder die Fähigkeit haben, sich mit dem Portal zu beschäftigen. So profitieren nicht zuletzt sie selbst am meisten davon, wenn sie ihre Plattformen für alle zugänglicher gestalten.

 

Linktipps:

Spenden und Crowdfunding: Auf dem Weg zu community-finanzierten Hilfsmitteln. Domingos de Oliveira über neue Wege zur Entwicklung von Hilfsmitteln

Internet und Sinnesbehinderung: Viele Chancen, viele Barrieren. Heiko Kunert über Möglichkeiten und Hindernisse des Internets

Was bedeutet eigentlich Barrierefreiheit im Internet? Domingos de Oliveira über ein Netz für alle

Mobile Innovationen. Interview mit Matthias Lindemann zum Thema: „Technologieentwicklung und digitale Kommunikation“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

(Domingos de Oliveira)

Mehr Begegnungen, bitte!

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Menschen mit und ohne Behinderung halten sich Masken vor das Gesicht und machen ein Foto.

Ist der Eingang ebenerdig? Können sich auch Menschen, die mit einem Rolli unterwegs sind, alle Waren problemlos angucken? Gibt es ausreichend Platz für Wendemanöver? Drei inklusive Gruppen sind heute durch verschiedene Geschäfte in der Bonner Innenstadt gezogen und haben gecheckt, wie barrierefrei die Läden sind. Geprüft wurden ein Juwelier, eine Bankfiliale und ein Buchladen.
 

Anlass der Aktion war der 5. Mai, der Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Die Aktion Mensch, die die Veranstaltung in Bonn gefördert hat, setzt in  diesem Jahr voll auf das Thema "Begegnung".

Neue Perspektiven einnehmen

Das klappt bei den Rundgängen gut, die Gruppen sind bunt gemischt.Gegen 11 Uhr ziehen wir los und die Bedürfnisse sind verschieden, dass wird schnell klar.

Ein ebenerdiger Eingang ist für die Rollifahrerin zum Beispiel genug, ich – als Mensch, der mit Gehhilfen unterwegs ist – vermisse aber eine Fußmatte im Eingangsbereich. Kurz vor der Führung hat es geregnet und der Marmorboden wird für mich so schnell zu einer glitschigen Sache. In der Bank sind dafür einige Automaten zu hoch, sodass die Rollifahrer sie nicht bedienen können.
Während des Rundgangs können wir auch andere Perspektiven einnehmen. Es gibt zum Beispiel Brillen, die wir uns aufsetzen können, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie jemand mit einer Sehbehinderung die Geschäfte so wahrnimmt.

Miteinander ins Gespräch kommen

Nachdem wir die Geschäfte selbst auf Tücken geprüft haben, gibt es die Chance, mit den Mitarbeitern der Geschäfte zu sprechen und zu sagen, was schon super ist und was noch verbessert werden kann, um den Laden barrierefreier zu gestalten.Nach dem Rundgang gehen viele noch zu den Infoständen auf dem Münsterplatz in Bonn, knipsen witzige Selfies am Stand der Aktion Mensch, machen eine inklusive Radtour oder nehmen an der großen Menschenkette teil.

Begegnungen ermöglichen neue Perspektiven, das nehme ich heute wieder mal mit. Manchmal sind es kleine Änderungen, wie eine Fußmatte, die einen großen Unterschied machen können.
Wenn wir gemeinsam darüber sprechen, sind manche Probleme einfacher zu lösen, als vielleicht gedacht.

 

Online-Fotoaktion: Teilt eure Begegnungs-Selfies bei uns

Aktionstfinder: Finde Aktionen zum 5. Mai in deiner Nähe!

Fotos hängen an einer Wäscheleine.Ein Foto an einer Wäscheleine.Der Infostand der Aktion Mensch auf dem Bonner Münsterplatz.Infostand auf dem Bonner Münsterplatz.

(Daniela Herrmann)

Begegnungen mit der Zukunft

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re:publica

Die re:publica versteht sich als „einer der weltweit wichtigsten Events zu den Themen der digitalen Gesellschaft“. Das Programm setzt sich aus Vorträgen, Diskussionsrunden und Workshops zusammen.

Gezeichnete Aufzeichnung der re:publica-Session "Auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft"

Welche Rolle spielen technische Entwicklungen für Inklusion? Und was muss sich in der Gesellschaft verändern, damit Teilhabe und Inklusion gelingen? Unter anderem über diese Fragen wurde bei den von der Aktion Mensch organisierten Panels auf der re:publica 2015 diskutiert.

Technologie für alle funktioniert nur, wenn wir voneinander lernen und Menschen mit Behinderungen zuhören. Das sagt Tom Bieling, Panel-Speaker in unserer SessionInklusion/Exklusion: Eine Frage der Technik?“. Der Designforscher lehrt an der Berliner Universität der Künste. Im Design Research Lab hat er mit seinem Team einen Sensor-Handschuh entwickelt, mit dem taubblinde Menschen auch auf Distanz „lormen“ können. Das Tastalphabet funktioniert ansonsten nur bei physischer Anwesenheit des Gesprächspartners. Interessant ist seine Feststellung, dass Design auch Behinderung designt. Auf Nachfrage aus dem Publikum verweist er auf die Brille: Das Design der Brille zeugt von dem Umgang mit der Sehschwäche. Man kann sie mit Kontaktlinsen zum Verschwinden bringen, ein unauffälliges Gestell wählen oder aber bewusst eine auffällige Brille tragen.

Gesetzliche Regelungen für barrierefreie Webseiten?

Eine weitere Panel-Speakerin ist Katja Fischer, Hochschuldozentin und Trainerin für Deaf Studies und Gebärdensprachdolmetschen. Selbst gehörlos, macht sie auf den Aspekt aufmerksam, dass Gehörlose oftmals Treiber von Technologien sind, etwa von SMS oder Skype. Die Gruppe der Gehörlosen umfasst allein in Deutschland über 15 Millionen Menschen. Und nicht allein deshalb lohnt es sich, Technologie für alle zu denken, meint Katja Fischer. In einer zunehmend alternden Gesellschaft komme diesem Thema ohnehin eine immer größere Bedeutung zu. Hier können alle voneinander lernen und von Vielfalt und unterschiedlichen Erfahrungen profitieren. Gesetzliche Regelungen könnten dabei hilfreich sein, bemerkt Katja Fischer auf eine Frage aus dem Publikum, wie man Achtsamkeit und Dringlichkeit etwa für barrierefreie Webseiten erzeugen könne. Richtlinien allein würden oft als nicht zwingend wahrgenommen.

Wer entscheidet, was „normal“ ist?

„Eine scheinbar wissenschaftliche Methodik verändert die Behandlung und Wahrnehmung von Menschen. Das ist rationale Diskriminierung.“ Unsere zweite Diskussionsrunde hat das Thema „Auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft“. Der Soziologe Stefan Selke beschäftigt sich mit der digitalen Selbstverbesserung und Selbstvermessung des Menschen etwa durch Fitnessarmbänder, Gesundheits-Apps und Smartwatches. Dies seien Technologien, die Werte und Kultur verändern – und zwar nicht in einem positiven Sinne.

Indem mithilfe von vermeintlich objektiven Kennzahlen definiert wird, was „normal“ oder „richtig“ ist, wird eine gesteigerte Sensibilität für Abweichungen von dieser Norm erzeugt. Abweichungen werden als „fehlerhaft“ wahrgenommen. Als Beispiele führte Selke etwa die Leistungsvergleiche am Arbeitsplatz, das Prämiensystem im Gesundheitsbereich oder das Punktesystem in der Bildung an. Selkes These: Die Selbstvermessung und die Auswertung dieser Daten durch andere führt zu einer verflachten Vorstellung und zu einer Entpersönlichung des Menschen, der künftig aktiv beweisen muss, dass er nützlich und „normal“ ist.

Individualität der Menschen wertschätzen

Dieser pessimistischen Ansicht schließen sich Christiane Link, Jeanette Gusko (change.org) und Katja de Bragança (u.a. Gründerin des Magazins Ohrenkuss) nicht an. Sie denken, das Sammeln von Informationen kann das Leben von Menschen mit Behinderung durchaus vereinfachen. Christiane Link erzählt beispielsweise, dass sie Foursquare nutzt, um anhand der Bewegungsprofile anderer Rollstuhlfahrer ihre Reisen besser zu planen. Dennoch sei wichtig, dass die Individualität der Menschen dabei nicht in den Hintergrund tritt und jeder Einzelne wertgeschätzt wird, so wie er ist. Gleichmacherei mithilfe von Technologie kann kein Weg sein – darin sind sich alle einig.

 

Linktipps:

Inklusion durch Technik? Tom Bieling in MENSCHEN. das magazin über technische Hilfsmittel und gesellschaftliche Teilhabe

Unbehindert aktiv. Domingos de Oliveira über neue Ideen im Internet von und für Menschen mit Behinderung – und die mangelnde Barrierefreiheit von Online-Tools

Mobile Innovationen. Interview mit Matthias Lindemann zum Thema: „Technologieentwicklung und digitale Kommunikation“ beim Zukunftskongress „Inklusion 2025“

Spenden und Crowdfunding: Auf dem Weg zu community-finanzierten Hilfsmitteln. Domingos de Oliveira über neue Wege zur Entwicklung von Hilfsmitteln

(Wibke Ladwig)

Samba, Luftballons und bunte Vielfalt

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Demo-Besucher mit vielen bunten Luftballons

Am 5. Mai fand in Dresden bereits zum sechsten Mal die Parade der Vielfalt statt. Menschen mit und ohne Behinderung machen damit auf ihre Situation aufmerksam.

Die Menschen hasten hektisch durch den Feierabendverkehr. Auf dem Bahnhofsplatz herrscht ein buntes Gewimmel von Leuten. Sie haben Transparente dabei und Schilder, einige tragen weiße Handschuhe, überall sind Rollstuhlfahrer zu sehen. Hier soll gleich die Parade der Vielfalt starten – zum sechsten Mal am Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.

Soeben sind drei Läufer mit der Inklusionsfackel angekommen. Die wird heute noch an einen Dresdner Bürgermeister übergeben. Ein Mann mit Gitarre stimmt schon ein, Schilder mit einem Liedtext werden hoch gehalten. Die Dresdner werden gleich den Inklusionssong vortragen. Deshalb die vielen Leute mit weißen Handschuhen! Damit das Lied auch in der Gebärdensprache gut zu verstehen ist. Dass es ausgerechnet jetzt anfängt zu regnen, stört hier niemanden. Unzählige Schirme bedecken den Platz, der inzwischen richtig voll geworden ist.

Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt sind selten

Plötzlich stupst mich einer an. „Du hier?“ – ich sehe staunend einen Bekannten an. „Naja, ich bin ja auch so ein Behinderter“, sagt er und lacht. Das wusste ich nicht. Dann erzählt er mir von seiner psychischen Krankheit, dass er nur begrenzt belastbar ist und immer mal wieder längere Pausen machen muss. Er erzählt, dass er in einer Behindertenwerkstatt arbeitet und dass er lieber einen ganz normalen Job in einer ganz normalen Firma machen würde. Doch dass Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt einen Job finden, ist auch in Sachsen noch sehr selten. Nicht zuletzt deshalb gibt es Jahr für Jahr die Parade der Vielfalt.

Die hat sich inzwischen in Bewegung gesetzt. Eine Dresdner Samba-Truppe trommelt, was das Zeug hält, und gibt das Tempo vor. Wir schlendern mit. Ein paar Reihen weiter läuft die sächsische Kultusministerin. In Dresden ist gerade Wahlkampf und sie will Oberbürgermeisterin werden. Später wird sie noch eine Rede halten, erfreulich kurz. Wichtiger sind die Menschen in der Parade. Ein junger Mann stupst mich von hinten an. Er schlenkert mit seinem Blindenstab, schwarze Sonnenbrille auf der Nase und findet sich in dem Getümmel dieser Demonstration gut zurecht. Die Trommler haben aufgehört, Kinder lassen Luftballons zum Himmel steigen. Das sieht er nicht, aber ich höre, wie es ihm jemand berichtet. Alles ganz normal. So einfach kann Inklusion sein.

 

Linktipps:

Weitere Informationen zur Parade der Vielfalt in Dresden

Der Aktionsfinder zum 5. Mai: Finde Aktionen in deiner Nähe!

Mehr Begegnungen, bitte! Daniela Herrmann über einen Barriere-Check in der Bonner Innenstadt zum Aktionstag 5. Mai

Menschenmenge mit vielen fliegenden LuftballonsViele Menschen halten ihre Hände in weißen Handschuhen in die LuftDemonstrationszug mit Trommler-Gruppe in der Dresdner Innenstadt Drei Läufer mit einer Fackel in der Menschenmenge

(Jan Frintert)


Szenen aus dem Leben mit einem behinderten Kind

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Ein bunter Spielzeug-Laster im Sandkasten

Dass meine ältere Tochter nicht nur blond und hübsch, sondern auch mehrfach behindert ist, vergesse ich manchmal. Sie ist einfach so, wie sie ist. Ihre Behinderungen bemerke ich oft erst durch die Reaktionen von außen. Um auf behindernde Momente im Leben mit meiner behinderten Tochter aufmerksam zu machen, gründete ich eine Rubrik auf meinem Blog, die ich – bewusst polarisierend – „Behinderte Momente“ nenne.

Behinderte Momente #1

Sommer 2012, ein Garten bei Hamburg. Wir feiern den Geburtstag eines Freundes und sind froh, dass unsere Tochter mit dabei ist. Nach vielen Wochen Krankenhaus ein Hauch von Normalität. Kaiserin 1 ist fast ein Jahr alt und liegt lächelnd neben einem anderen Kind auf einer Decke im Gras, die Magensonde hängt ihr aus der Nase.

Viele Freunde sind da, es ist ein fröhliches Fest. Auch die Oma unseres Freundes ist eingeladen, eine freundliche alte Dame. Als sie unsere Tochter sieht, werden ihre Augen groß. Sie stützt die Arme in die Hüften und ruft entsetzt: „Oh Gott! Sowas gibt‘s noch!?“

 

Behinderte Momente #2

Wochenlang waren wir auf der Suche nach einem Kita-Platz für unsere behinderte Tochter. Ein integrativer Kreuzberger Kinderladen hatte uns zu einem Probetag eingeladen. Die Kommunikation per E-Mail und Telefon war sehr nett und offen. Kaiserin 1 hospitierte einen Tag lang mit ihrem Papa, während ich den Tag hochschwanger mit einer Grippe im Bett verbrachte.

Nachmittags kamen beide glücklich wieder nach Hause. Sie hatten einen tollen Tag in der Kita verbracht, und unser Traum vom inklusiven Kitaleben für unsere Tochter schien Realität zu werden. Mein Mann erzählte begeistert von den anderen Kindern und der Integrationserzieherin.

Wenige Tage später folgte ein Anruf: „Leider können wir eurer Tochter keinen Platz bei uns anbieten. Wir haben Schwellen in unserer Kita und sie wird ja in absehbarer Zeit nicht laufen können. Außerdem können wir uns das mit ihrem Cochlear-Implantat nicht vorstellen. Damit haben wir keine Erfahrung.“ Der Traum von einer Kita für Kaiserin 1 war geplatzt. Sie war zu behindert.

 

Behinderte Momente #3

Im Gespräch mit einer Ärztin, die den kranken Darm unserer Tochter operieren soll. Nachdem alle Details der bevorstehenden Operation geklärt sind, fummeln ihre Hände an den fehlgebildeten Ohren meiner Tochter herum. „Wenn ich die so sehe, zuckt es mir schon in den Händen“, meint die renommierte Chirurgin. „Ein kleiner Schnitt da, ein kleiner Schnitt hier – und schon würde sie normaler aussehen.“

 

Weitere „Behinderte Momente“ aus dem Kaiserinnenreich gibt‘s hier.

 

Linktipps:

Behinderung versus Bedürfnis. Mareice Kaiser über ihre zwei Töchter mit „Special Needs“ – mit und ohne Behinderung

Sind Kinder mit Down-Syndrom etwas Besonderes? Carina Kühne darüber, was es eigentlich bedeutet, „besonders“ zu sein

Tanzende Herzen. Mareice Kaiser und Anastasia Umrik über ihre erste Begegnung – aus ihrer jeweiligen Perspektive

Mehr zum Thema „Behinderung im Kindesalter“ beim Familienratgeber

(Mareice Kaiser)

Treffen, entdecken und tanzen in Schwelm

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Stephanie Gaffron und Frank Sprock machen mit einem Handy ein Selfie von sich

Stadtrundgang, Infostand und inklusives Kunstprojekt. Schwelm feiert seinen Aktionstag unter dem Motto „#begegnet_in“ anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.

„Komm hol‘ das Lasso raus“, schallt es am Freitagmorgen um 11 Uhr durch die Schwelmer Fußgängerzone. Um die Tanztruppe der Lebenshilfe-Dancers, bestehend aus etwa 20 Frauen und Männern mit geistiger Behinderung, hat sich eine Zuschauer-Traube gebildet. „Massig voll hier“, freut sich Frank Sprock, der am Infostand der Lebenshilfe steht und den Aktionstag am 8. Mai mitorganisiert hat. Und Rainer Bücher, Geschäftsführer der Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen, meint: „Der Aktionsstand in der Fußgängerzone, gleich neben dem Markt, ist ideal. Hier kommt es ganz automatisch zu Begegnungen.“

Tatsächlich tummeln sich am Aktionsstand Marktbesucher, Einkaufsbummler, Menschen mit und ohne Behinderung. Es entwickeln sich Begegnungen und Gespräche, die sonst im Alltag selten sind. Die Leute können sich zum Thema Inklusion und Barrierefreiheit und über die Angebote der Lebenshilfe informieren. Selbstgebackene Waffeln sowie warme und kalte Getränke, die kostenlos oder gegen eine kleine Spende verteilt werden, sind eine gute Grundlage für die anstehende Stadttour, die um 12 Uhr startet.

Barrierefreiheit unter die Lupe genommen

Beim Rundgang durch die Schwelmer Innenstadt nehmen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam die Angebote der Stadt unter die Lupe: Kann die Lieblingseisdiele barrierefrei mit einem Rollstuhl befahren werden? Wo findet man die neuen breiten Behindertenparkplätze, die die Stadt angelegt hat? Und wo stehen die neuen Sitzbänke für Menschen mit Gehbehinderung?

Unsere Stadtführerinnen sind Stephanie Gaffron, die mit ihrem Elektro-Rollstuhl die Route vorgibt, und Christiane Sartor, die stellvertretende Bürgermeisterin von Schwelm. Die beiden machen die Tour-Teilnehmer auf Orte aufmerksam, an denen Barrieren abgebaut wurden. Zum Beispiel die Buchhandlung Köndgen, die direkt neben dem Eingang eine technisch aufwendige Liftanlage für Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen installiert hat. Oder die „Hirsch Apotheke“, die man barrierefrei durch eine moderne Automatiktür erreicht. Und auf Orte, wo der Abbau der Barrieren noch auf sich warten lässt. Stephanie Gaffrons Stammfriseurladen beispielsweise ist nur über eine kleine Stufe „berollbar“. „Hier muss ich mit meinem E-Rolli ordentlich Anlauf nehmen“, sagt die Stadtführerin.

Auch auf der Zielgeraden unserer Stadttour durch Schwelm zeigt sich, dass in der Kleinstadt am südlichen Rand des Ruhrgebietes längst noch nicht alles glatt läuft in Sachen Barrierefreiheit. Wir stehen vor dem Kreishaus des Ennepe-Ruhr-Kreises und sehen einen mächtigen Betonbau aus vergangener Architektur-Epoche. Und: Treppenstufen – soweit das Auge reicht. Diejenigen, die sich hier auf den Weg zum stufenlosen Seiteneingang machen, sollten vorher an ausreichend Verpflegung und gute Musik auf ihrem iPod denken. Der Weg ist lang, und unterwegs gibt es keinen Kiosk. Im Gebäude angekommen, nehmen wir den Aufzug, der uns zur Ausstellung des inklusiven Kulturprojektes „lebensgefühle“ bringen soll. „Wow“, denke ich, „gleich drei Aufzüge nebeneinander. Die können Massen von Kreishausbesuchern ‚wegschaufeln‘, ähnlich wie in den Top-Skigebieten der Alpen zwischen Weihnachten und Neujahr.“ Stephanie Gaffron ist weniger begeistert. Die Aufzüge sind derart eng, dass sie gerade eben mit ihrem E-Rolli hineinpasst. Platzangst sollte man hier als Rollstuhlfahrer besser zu Hause lassen.

Sich kennenlernen und miteinander reden

Dafür wird die beengte Liftfahrt in die erste Etage des Kreishauses mit dem Blick auf wunderschöne Kunst belohnt. Gezeigt werden rund 40 Werke, die Bewohnerinnen und Bewohner von Wohnheimen der Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen, des Frauenheims Wengern und der AWO Ennepe-Ruhr gestaltet haben. Die phantasiereichen und farbenfrohen Bilder sind im Rahmen des zweiwöchigen inklusiven Kulturprojektes „lebensgefühle“ anlässlich des diesjährigen 5. Mai entstanden. „Das Kunstprojekt soll Begegnungen von Menschen mit und ohne Behinderung ermöglichen, ihnen Gelegenheiten bieten, sich näher kennen zu lernen und miteinander statt übereinander zu reden“, erklärt Patricia Riesner, Inklusionsbeauftragte im Schwelmer Kreishaus und Initiatorin des Projektes.

Und genau das ist in Schwelm an diesem Aktionstag gelungen.

 

Linktipps:

Blogparade zum 5. Mai: Jetzt mitmachen und über Begegnungen schreiben!

Lust auf Begegnung? Dann sei dabei und begegne Menschen mit und ohne Behinderung!

Mehr Begegnungen, bitte! Daniela Herrmann über einen Barriere-Check in der Bonner Innenstadt zum Aktionstag 5. Mai

Samba, Luftballons und bunte Vielfalt. Jan Frintert über die Parade der Vielfalt am 5. Mai in Dresden

Frauen und Männer in gelben T-Shirts tanzen in der FußgängerzoneLachende Menschen mit und ohne Behinderung vor dem Infostand der LebenshilfeEine Frau im Rollstuhl in einer Liftanlage in einem BuchladenStephanie Gaffron und Christiane Sartor vor einer blauen Wand mit KunstwerkenEin Bürogebäude mit vielen TreppenAusschilderung der Rampe für Rollstühle und Kinderwagen

(Ulrich Steilen)

Mein Papa kommt!

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Ein lachender Mann hat ein kleines Mädchen auf dem Schoß.

Ein Vater übernachtet im Auto. Eine Mutter auf dem Hauptbahnhof. Wenn Eltern nach einer Trennung nicht in derselben Stadt wie Sohn oder Tochter leben, werden Besuche kompliziert. Die Initiative „Mein Papa kommt“ vermittelt getrennt lebenden Vätern und Müttern ehrenamtliche Gastgeber, die ein Bett für sie haben und ein offenes Ohr.

Jedes zweite Wochenende packt Josef seine Reisetasche, steigt ins Auto und fährt die 400 Kilometer von Luzern nach München. Dort wartet sein zweijähriger Sohn auf ihn, der bei der Mutter lebt. Dann haben Josef und Lukas den ganzen Samstag und halben Sonntag, um zusammen zu spielen, Ausflüge zu machen, um ganz einfach Vater und Sohn zu sein. Dass die beiden sich so regelmäßig sehen können, hat viel mit Karin und Peter zu tun. Bei dem Münchener Ehepaar kann Josef übernachten, wenn er Lukas besucht. Da das Geld für ein Hotel fehlte, hatte Josef zunächst noch bei seiner Ex-Partnerin übernachtet. Er erinnert sich: „Das war für alle Beteiligten belastend. Es war schnell klar, dass das so nicht funktioniert.“ Bei seinen Gastgebern findet Josef seit einem Jahr nicht nur ein Bett, sondern auch zwei herzliche End-Vierziger, mit denen man sich wunderbar unterhalten kann und die bei den manchmal schwierigen Besuchen in München Halt geben. „Ich erlebe hier eine wahnsinnige Unterstützung. Das ist wirklich großartig!“, so der 40-jährige Vater.

Eine Begegnung auf dem Parkplatz

Das Projekt„Mein Papa kommt“ hat Josef mit seinen Gastgebern zusammengebracht. Die Idee, getrennt lebenden Vätern den Besuch beim Nachwuchs und damit überhaupt eine Beziehung zu ermöglichen, stammt von Annette Habert. Ein Junge sprach die Religionspädagogin auf einem Supermarkt-Parkplatz an. Sein Vater besuche ihn nur im Sommer, weil er im Auto schlafen muss und fragte, ob sie nicht etwas tun könne. Die Begegnung ließ Habert nicht mehr los. Wenige Jahre später gibt es die Flechtwerk 2+1 gGmbH, die dafür sorgt, dass Josef und 426 andere Eltern nicht in ihrem Auto übernachten müssen, wenn sie ihr Kind sehen wollen.

Coaching für die Eltern hilft auch den Kindern

Wer sich als Vater oder Mutter bei „Mein Papa kommt“ anmeldet, bekommt auch Unterstützung bei Fragen rund um die Besuche beim Kind in Form eines Telefon-Coachings: Was, wenn mein Kind nicht mit mir telefonieren will? Wie stellt man Nähe her, wenn man sich lange nicht gesehen hat? Wenn es angefragt wird, findet das Coaching auch per Skype mit einem Gebärdendolmetscher statt. Und wenn jemand eine rollstuhlgerechte Unterbringung benötigt, wird auch diese gefunden. Annette Habert formuliert es ganz pragmatisch: „Wo das Leben uns hinschickt, sind wir da!“

Wer mitmachen möchte – egal, ob als Familie, Single, Ehepaar jeden Alters – kann sich auf der Webseite von „Mein Papa kommt“ anmelden.

Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch nach seinen individuellen Möglichkeiten selbstbestimmt leben und am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Dieses selbstverständliche Miteinander erreichen wir nur, wenn sich möglichst viele Menschen für eine inklusive Gesellschaft einsetzen und sie mitgestalten – zum Beispiel durch freiwilliges Engagement. Die Aktion Mensch bietet mit ihrer Freiwilligen-Datenbank einen Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten: Menschen mit und ohne Behinderung können aus mehr als 16.000 Angeboten  das passende Engagement auswählen.



Weitere Ideen für inklusives Engagement finden Sie in der Freiwilligen-Datenbank.

(Henrik Flor)

Behinderung ausgeblendet

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Eine Menschenmenge vor einem Wegweise-Schild in einer Halle der Frankfurter Buchmesse

Die blinde Bloggerin Mirien Carvalho Rodrigues musste schon oft in ihrem Leben gegen Vorurteile anrennen. In ihrem Job als Dolmetscherin erlebt sie dagegen inzwischen viele Situationen, in denen ihre Behinderung kein Thema ist, sondern allein ihre berufliche Professionalität, Kompetenz und Verlässlichkeit geschätzt wird.

„Mirien, kann ich meinen Pass wohl im Hotel lassen?“ „Was sollte ich meinen Kindern aus Deutschland mitbringen?“ „Wie lange wird die Veranstaltung dauern?“

Sie fragen mich, denn ich bin ihre Dolmetscherin, und sie sind meine Kunden. Sie kennen sich in Deutschland nicht aus, sind aufgeregt vor ihrer Rede oder dem Geschäftsessen, haben bei mir ein Gefühl von Sicherheit, da ich ihre Sprache beherrsche.

Für mich sind derlei Situationen nie zur Normalität geworden. Noch immer fühlen sie sich wie kleine Wunder an, bilden sie doch einen krassen Gegensatz zu dem, was sich durch meine Kindheit in einer westfälischen Kleinstadt zog. Dort waren Begegnungen an der Tagesordnung, bei denen ich stocksteif neben den anderen stand, weil ich schon wusste, dass man wieder mit Eltern und Nachbarn über mich statt mit mir sprechen würde. Eine der wenigen Ausnahmen bildete eine Nachbarin, die mich im Alter von 16 noch immer fragte, was sie das zweijährige Kind gefragt hatte: Na? Wer bin ich?

Nach der Uhrzeit konnte man mich nicht fragen – die Uhr an meinem Handgelenk trug ich wohl nur als Deko; nicht einmal auf das Wetter sprach man mich an, denn ich konnte ja den blauen Himmel nicht sehen. Dann erstarrte regelmäßig alles in mir zu Eis, ich fühlte mich so leer, wie die anderen mich sahen.

Einsatz auf der Frankfurter Buchmesse

„Mirien, könntest du eine Veranstaltung mit einem der gefragtesten Autoren während der Buchmesse für mich übernehmen? Und da ist auch noch eine Anfrage für eine Live-Sendung am selben Abend.“ Mein Herz rast. Ich bin dabei. Brasilien ist Gastland bei der Frankfurter Buchmesse, und ich gehöre zum Dolmetscherteam. Lange vorher hatte ich mir gewünscht, ein aktiver Teil dieser kulturellen Großveranstaltung zu sein. Als dann von einem der Hauptorganisatoren das schlichte und unkomplizierte „Willkommen im Team“ aus dem Telefonhörer kam, war die Freude enorm. In diesem Moment dachte niemand an meine Blindheit. Der Anrufer brauchte noch eine qualifizierte Dolmetscherin, der er bedenkenlos auch bekanntere Autoren anvertrauen konnte, und ich war verfügbar, war geeignet und hatte große Lust zu dem Auftrag.

Während der gesamten Messe sammelte ich unendlich viele bereichernde Begegnungen, die mir heute noch Rückhalt geben, wenn ich wieder einmal gegen Vorurteile anrennen muss.

Da waren Schriftsteller, mit denen ich locker über Literatur, gesellschaftliche Probleme Brasiliens oder das Reisen plauderte, Menschen aus dem Publikum, die sich für meine Arbeit herzlich bedankten, und etliche hilfreiche Geister, die mir und meiner Assistenz auf der Messe immer wieder den Weg wiesen und mich herzlich begrüßten, wenn sie mich wiedererkannten. Einmal bot mir ein netter Techniker statt eines Standmikrophons ein Headset an. Er meinte, ich müsste dann nicht ständig nach dem Mikrophon tasten. Gut mitgedacht, vielen Dank! Auch das ging einfach so, ganz natürlich, ohne dass er sich anschließend für seine gute Tat des Tages auf die Schulter geklopft hat.

Vertrauen in Professionalität

Solche Erlebnisse sind weit mehr als berufliche Erfolge und nette Begegnungen, wenn man wie ich gegen so viele Mauern anrennen und auch höchst unerfreuliche Begegnungen verdauen musste, die mein Selbstwertgefühl ganz schön herausfordern. Einmal fragte mich während des Studiums etwa eine Kommilitonin: „Warum machst du das alles überhaupt? Du findest doch garantiert nie Arbeit.“

Doch irgendwann kam Milton, der erste Kunde aus der freien Wirtschaft. Ich nahm die Herausforderung an und erwähnte meine Behinderung erst, als sämtliche Konditionen vereinbart waren. Schließlich musste er wissen, dass ich eine Assistenzperson mitbringen würde. Würde der Kunde einen Rückzieher machen, wie es mir so mancher in meinem Umfeld ungefragt prophezeite? Er machte keinen. Er reiste an, wir begrüßten uns, führten ein ausführliches Vorgespräch. Ich erledigte meine Arbeit für ihn und bekam dafür sein vollstes Vertrauen. Die Themen beim abschließenden Abendessen richteten sich ganz nach den Interessen des Kunden, sie reichten von Immobilienpreisen bis zum neuesten ICE-Modell. Milton stellte nicht eine Frage zu meiner Blindheit. Ich erinnere mich, das zunächst befremdlich gefunden zu haben, so sehr war ich es gewohnt, auf dieses Thema beschränkt zu werden. Doch nichts – keine Bewunderung dafür, dass ich trotz alledem diesen Beruf ausübte, keine Fragen nach meinem Braille-Notizgerät, keine Indiskretionen über meine Fähigkeit, allein zu leben. Stattdessen Vertrauen in meine Professionalität, Kompetenz und Verlässlichkeit, und ehrlicher Dank für eine souveräne Begleitung, die dem aufgeregten Geschäftsmann und Familienvater Sicherheit in einem fremden Land gegeben hatte.

Eine Wohltat für beide Seiten.

 

Linktipps:

Schulbesuche mit dem Blindenführhund. Blogbeitrag von Mirien Carvalho Rodrigues über die Unbefangenheit bei ihren Begegnungen mit Kindern

Tanzende Herzen. Mareice Kaiser und Anastasia Umrik über ihre erste Begegnung – aus ihrer jeweiligen Perspektive

Auf einen Abend in der Sushi-Bar. Blogbeitrag von Wiebke Schönherr über ein Treffen von drei besten Freundinnen – von denen eine Rollstuhl fährt

(Mirien Carvalho Rodrigues)

Von unvergessenen Begegnungen

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Ein Foto von zwei Mädels, die zusammen Spaß vor der Kamera machen. Sie zwinkern in die Kamera und strecken die Zunge aus.

Geschichten über Menschen aber auch gesellschaftliche Entwicklungen und Barrieren, durch die Begegnungs-Momente erst geschaffen werden – die Beiträge zu unserer Blogparade sind vielseitig und bunt. Hier findet ihr einen Überblick über die Texte, die teilgenommen haben.

Welche Begegnungen haben dich besonders berührt? Können technische Entwicklungen mehr Begegnungen ermöglichen? Was müsste sich in der Gesellschaft ändern, damit Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung ganz selbstverständlich zum Alltag dazu gehören? Diese Fragen haben wir im Rahmen unserer Blogparade zum Thema „Begegnung“ in den Raum geworfen und ihr habt mit persönlichen, berührenden und nachdenklichen Texten geantwortet. Danke dafür!

Hier die Ergebnisse in Kurzform:

"Teil meiner schönen Erinnerungen ist auch Mareike: Vor allem das Lachen jener Klassenkameradin, das mir wundersamer Weise auch noch heute präsent ist." So beschreibt Nico Lindner in seinem Blog die Gedanken über seine ehemalige Schulkameradin mit Glasknochen.

"Ein warmer Farbton meiner Gedanken an die Grundschule" im Blog Papa mit Hut

Auch im Text von Glucke geht es um eine persönliche Begegnung. Die Bloggerin schreibt über ein Gespräch mit einem Kollegen, das sie bewegt hat.

"Eine unvergessene Begegnung" im Blog Glucke und so

Von der Schulzeit, über die Pubertät bis zur Gegenwart: Nadine Lormis blickt in ihrem Beitrag auf einige persönliche Begegnungen mit Menschen mit Behinderung zurück.

"#begegnet_in meinem Leben" auf dem Blog NaLos_MehrBlick

Begegnungen können aber auch verstörend und verletzend sein. Zum Beispiel, wenn ein Mensch mit Behinderung angestarrt wird oder intime Fragen über sich ergehen lassen muss. Von solchen Erfahrungen schreibt Tina Franziska Paulick in ihrem Blog.

"Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen in der Öffentlichkeit" auf dem Blog Tina Franziska Paulic

Im Text von Domingos de Oliveira geht es darum, wie wir gemeinsam Barrieren überwinden können und diese sogar zum Anlass nehmen können, um anderen Menschen zu begegnen.

"Barrieren schaffen Begegnung" im Blog Blind-Text

Grosch.co schreibt in seinem Blog-Artikel darüber, welche Rolle sprachliche Ausdrücke bei Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung spielen können.

"Behinderte schlägt man nicht" im Blog Grosch.co

Die Bertelsmann Stiftung nimmt das Thema zum Anlass, um über inklusive, berufliche Bildungsangebote zu schreiben, bei denen es zu Begegnungen kommt.

"Inklusive Ausbildung – Umsetzungsstrategien für Betriebe, Politik, (Berufs-)Schulen und Fördereinrichtungen" im Blog der Bertelsmann Stiftung

"Die Menschen sprechen ausschließlich mit Alex, selbst dann, wenn es um mich geht. Oft sogar besonders dann, wenn es um mich geht."Über Begegnungen mit anderen als inklusives Paar schreibt Georg im Blog Beziehungstat, den er zusammen mit seiner Frau Alex schreibt.

"Begegnung durch den Filter" auf dem Blog Beziehungstat

Alex Killbite schreibt von der Begegnung mit der jetzt so bekannten finnischen Punkband PERTTI KURIKAN NIMIPÄIVÄT und lässt uns an dem Interview mit der Band, das bereits vor einigen Jahren entstanden ist, teilhaben.

"Punks gegen Popper: Die ultimative Entscheidung! " auf dem Blog Alex Will Bite

Raul Krauthausen hat für die Blogparade einen älteren Beitrag aus der Schublade geholt. "Warum kann er nicht laufen?" Kinder haben viele Fragen. Auch bei einer Begegnung mit Menschen mit Behinderung. Wie Eltern bei solchen Fragen reagieren sollten, erklärt Raul in seinem Blog.

"10 Dinge, die alle Eltern ihren Kindern über Behinderungen beibringen sollten" auf dem Blog Raul Krauthausen

 

Hier im Aktion Mensch-Blog sind ebenfalls Beiträge zum Thema Begegnungen erschienen:

Behinderung ausgeblendet

Treffen, entdecken und tanzen in Schwelm

Szenen aus dem Leben mit einem behinderten Kind

Samba, Luftballons und bunte Vielfalt

Begegnungen mit der Zukunft

Mehr Begegnungen, bitte!

Mit dem Rolli um die Welt

Begegnung ohne Barrieren

(Katharina Hovestädt)

Lernen im Stadion - ganz inklusiv

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Jugendliche und ein erwachsener Torwart stehen auf dem Platz und strecken die Hände in die Luft.

Als erster Bundesliga-Verein eröffnete Borussia Dortmund 2009 den "Lernort Stadion". Das Ziel: Schüler für gesellschaftliche und politische Themen sensibilisieren. Ab sofort ist das Angebot in Dortmund auch inklusiv. Neben barrierefreien Räumlichkeiten und Lehrstoffen wird das Thema Inklusion auch inhaltlich thematisiert.

Ein Junge in der U-Bahn. Zwei Halbstarke kommen vorbei, wollen sein Handy. Sie fangen an zu schubsen und zu treten. "Was würdest du tun? Wie kannst du in einer solchen Situation helfen?" fragt Johannes Böing vom BVB Lernzentrum an diesem Morgen. Vor ihm sitzen etwa 20 Mädchen und Jungen der siebten Klassen der Berger Feld Gesamtschule und der Glückauf-Schule aus Gelsenkirchen. In den Gesichtern Aufmerksamkeit, die Situation scheinen viele so oder ähnlich schon mal miterlebt zu haben.

Themen, die alle angehen

Es geht um das Thema Zivilcourage in diesem gelb-schwarz hergerichteten Raum unterhalb der Südtribüne im Dortmunder Allerheiligsten – dem Signal Iduna Park. Borussia Dortmund war 2009 der erste Bundesliga-Verein, der einen "Lernort Stadion" für Schüler eröffnete. Der Plan so einfach wie wirksam: Die Faszination des Bundesliga-Stadions nutzen, um mit Jugendlichen über anspruchsvolle Themen aus der Politischen Bildung ins Gespräch zu kommen.

Dortmunder Projekt als "Leuchtturm"

Seitdem sind insgesamt zwölf Lernorte in Bundesliga-Stadien entstanden. "Ein Leuchtturm unserer Arbeit", sagt Stefan Kiefer. Der Vorstandsvorsitzende der Bundesliga-Stiftung ist an diesem Morgen zusammen mit Borussia Torwart-Legende Teddy de Beer und Aktion Mensch-Vorstand Armin v. Buttlar nach Dortmund gereist, um der Lerneinheit über Zivilcourage zu lauschen. Dank einer Partnerschaft mit der Aktion Mensch können die zwölf Lernzentren nun inklusiv arbeiten.

"Besondere Verantwortung"

Und so übersetzt an diesem Morgen (19.05.2015) ein Gebärdensprach-Dolmetscher die Lerneinheit für eine Handvoll hörgeschädigter Mädchen und Jungen der inklusiven Gesamtschulklasse. "Die Bundesliga hat da eine besondere Verantwortung, wenn es um Inklusion geht", so Kiefer. Und Borussia-Dauerkartenbesitzer Armin v. Buttlar stellt die besondere Leidenschaft in diesem Verein heraus: "In Dortmund herrscht eine so große Euphorie. Das ist eine tolle Plattform für das Thema Inklusion. Dieser inklusive Lernort hier in Dortmund kann dazu beitragen, dass sich Mädchen und Jungen mit und ohne Behinderung ganz natürlich begegnen!" Künftig sollen auch die Lerninhalte um das Thema Behinderung und Inklusion erweitert werden.

Training, Rollenspiele und Emotionen

Für Torwart-Legende Teddy de Beer, der zum Abschluss noch eine kleine Übungseinheit mit den Jugendlichen auf dem Rasen hinlegt, ein guter Plan. Er sagt: "Schauen wir doch nicht immer zuerst auf den Rollstuhl. Viel wichtiger ist doch der Mensch, der drinsitzt!"

Die Jugendlichen aus Gelsenkirchen jedenfalls haben an diesem Tag in Rollenspielen erarbeitet, wie man einem zur Seite stehen kann, der bedroht wird. Ein Mädchen sagt: "Nicht alleine hingehen, Hilfe holen. Aber etwas tun kann jeder." Der Lernort Stadion: Mal einen Tag ohne Schule an einem Ort voller Emotionen. Und das ab jetzt auch noch inklusiv.

 

Pressemitteilung: Teddy de Beer, die Aktion Mensch und die Bundesliga-Stiftung setzen sich für Inklusion im Lernort Stadion ein

mehr zum Projekt "Lernort Stadion" auf den Seiten der Robert Bosch Stiftung

Infos zum "Lernort Stadion" bei der Bundesliga-Stiftung

Themenfeld Inklusion und Sport

Ein Gebärdensprachdollmetscher hebt die Hände, im Hindergrund sitzen Jugendliche auf einer Bank und sehen zu.Sechs Herren stehen hinter Stehtischen in einer Gesprächsrunde.Ein Junge mit Hörgerät im Vordergrund, viele Kinder im Hintergrund auf einem Sportplatz. Sie spielen Fußball.Ein Mädchen im Rollstuhl, um sie herum drei Jugendliche ohne Behinderung.Gruppenbild von Jugendlichen beim Lernort Stadion.Jugendliche und ein erwachsener Torwart auf dem Spielfeld. Sie strecken die Arme in die Luft.

(Sascha Decker)

Zu früh

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Eine lachende Frau hält sich die Hände vors Gesicht, auf die große Augen aufgemalt sind

Eine Kurzgeschichte des blinden Bloggers Heiko Kunert über eine unverhoffte Begegnung mit einem Mann, der wirklich alles über Blinde weiß – oder das zumindest denkt.

„Zu früh“, denke ich. Kaffee- und Muffin-Duft dringt in meine Nase. Er kündigt mir das Ziel meines frühabendlichen Ausflugs an. Nach 50 Metern vernehme ich das typisch dumpfe, aber konstant laute Murmeln: vor allem weibliches Lachen, dazu männliche Geschäftigkeit und kindliches Fordern.

Die glatten Bodenplatten des Eingangs weisen mir den Weg. Die Kugel am Ende meines weißen Stockes rollt gleichmäßig von links nach rechts vor mir her, links, rechts, links, rechts, links, rechts.

„Entschuldigen Sie“, rufe ich aufs Geratewohl in das Stimmenwirrwarr, „ist noch ein Zweiertisch frei?“

„Nicht wirklich“, sagt eine gequetschte Stimme, die gewiss einer Mutter gehört.

„Doch, doch, da hinten“, dröhnt ein rauer Männerbass, der neben der Sachinformation schweren Bierdunst zu mir trägt. „Ich helf‘ dir!“

Ob der Ü-50er jeden duzt oder nur Blinde, frage ich mich. Immerhin zerrt er mich nicht zum freien Platz, sondern bietet mir seinen Arm an. „Ich hab Erfahrung mit euch“, sagt er und lacht.

Ich ahne schon, dass ich diesen Herren nicht so einfach loswerde. Er legt meine Hand auf die Stuhllehne. Ich setze mich.

„Na, wie hab ich das gemacht?“, fragt er.

„Alles perfekt, danke“, antworte ich.

Er setzt sich auch. Ich wusste es. Wird er mir jetzt von seiner erblindeten Mutter berichten oder von seinem Berufsalltag als Altenpfleger oder Sonderschullehrer, Erzieher für blinde Kinder vielleicht?

„Ich find euch voll faszinierend“

„Ich war mal im Dialog im Dunkeln“, platzt es aus ihm heraus. „Ich find euch voll faszinierend. Ich bin Jürgen!“ Eine fleischige, durch die Sommerhitze feuchtgeschwitzte Hand greift nach meiner.

Jetzt sind wir wohl Kumpel, denke ich und sage: „Ich bin Jan, hallo Jürgen.“

„Und schon immer blind?“ Wenigstens ist er unverkrampft.

„Nein, sechs war ich, ein Unfall.“

„Schlimm, schlimm. Naja, das Leben muss weiter gehen.“ Jürgen weiß Bescheid, denke ich.

„Ja, man findet seinen Weg“, sage ich und möchte von Blindenschrift, sprechenden Uhren und Kochkursen für Blinde reden.

„Ihr entwickelt ja auch einen sechsten Sinn“, unterbricht mich mein Gegenüber.

Ich habe ja nicht einmal einen fünften Sinn, denke ich und sage es auch.

Er schweigt – wer hätte gedacht, dass er das kann? – verdutzt. „Ja, nein, ich meine, ihr nutzt andere Sinne.“

„Ja, das stimmt“, antworte ich in der Hoffnung, auf sicheres und vertrautes Smalltalk-Terrain gelangt zu sein. „Wenn ich an einer Kreuzung bin, dann höre ich an den parallel anfahrenden Autos, dass ich Grün habe.“

„Schon klar. Du kannst bestimmt auch hören, wie ich aussehe“, fragt Jürgen die für einen Sehenden nicht allzu ungewöhnliche Frage.

„Nein, und es interessiert mich auch nicht. Wie jemand aussieht, spielt für mein Leben keine Rolle.“

„Das ist toll!“, findet Jürgen.

Kann nicht mal die Bedienung kommen, denke ich.

Er will nicht hören, dass blinde Menschen so unterschiedlich wie sehende sind

„Dieser ganze oberflächliche Quatsch ist euch egal! Wären doch alle Menschen so!“ Jürgen schwärmt. „Du siehst das Wesentliche. Sei froh, dass du den ganzen Scheiß nicht angucken musst. Du siehst, welche Menschen gut sind“, frohlockt er. Und ich bin mir sicher, dass er sich für gut hält.

Ich wünsche mir den guten Menschen herbei, mit dem ich hier verabredet bin.

Ich setze an, Jürgen auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Aber da will er gar nicht hin. Er will nicht hören, dass blinde Menschen so unterschiedlich wie sehende sind, dass die einen wissen wollen, wie jemand aussieht, die anderen nicht, dass die einen musikalisch sind, die anderen nicht, dass die einen voll integriert, die anderen lieber unter sich sind, dass die einen oberflächlich und die anderen weltoffen sind. Jürgen holt lieber zum finalen Schlag aus:

„Ich bin mir sicher, ihr könnt hellsehen!“

Jetzt bin ich verdutzt. Nach einer Pause bricht sich meine Verwirrung in einem kraftvollen Lachen bahn. Ich lache und lache, immer lauter.

„Nein, wirklich“, versucht Jürgen zu begründen. Aber ich kann ihm nicht mehr zuhören. Ich zittere, bebe vor Lachen. Hellsehen. Was kommt noch? Mit Tieren sprechen? Gold scheißen?

„Hier ist ja eine tolle Stimmung“, sagt die weiche, klare Stimme, die sich heute in Rosenduft hüllt. Die zarte Hand des guten Menschen, mit dem ich verabredet bin, streicht über meine Wange. Und ich schwöre mir, nächstes Mal nicht zu früh hier zu sein.

 

Dieser Text erschien zuerst im Blog „Blind-PR“ von Heiko Kunert

Eine Lesung des Autors gibt es auf Audioboom.com

 

Linktipps:

Schulbesuche mit dem Blindenführhund. Mirien Carvalho Rodrigues über die Unbefangenheit bei ihren Begegnungen mit Kindern

Behinderung ausgeblendet. Mirien Carvalho Rodrigues über Begegnungen in ihrem Job, bei denen ihre Blindheit kein Thema ist

Tanzende Herzen. Mareice Kaiser und Anastasia Umrik über ihre erste Begegnung – aus ihrer jeweiligen Perspektive

(Heiko Kunert)


Küss den Wahnsinn

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„Barrieren auf den Schrottplatz, Schubladen in den Müll, Diagnosen zu Seifenblasen!“ In Köln hat die erste MAD Pride stattgefunden. Bei der Demonstration der besonderen Art sind am Pfingstmontag rund 100 „Freaks und Andersartige“ durch die Straßen gezogen, um ihre Vielfalt und das Leben an sich zu feiern, und gleichzeitig ihre Rechte einzufordern. Wir waren dabei.

einen Erfahrungsbericht gibt's auch unter www.aktion-mensch.de/begegnung

 

Mehr Informationen:

MAD Pride Köln 2015

Pride Parade

Anfang des Demonstrationszuges mit einem großen Transparent mit der Aufschrift "Mad Pride"Menschen mit und ohne Rollstuhl im Demonstrationszug durch die InnenstadtEin Mensch in einem engen "Morph-Suit" und ein junger Mann im Rollstuhl lachen sich anEin Junge mit Down-Syndrom und einer neongelben SicherheitswesteTanzende Demo-Teilnehmer/innenTanzende Teilnehmerinnen der Mad Pride ParadeEine lachende Frau im RollstuhlTanzende Frauen mit und ohne Rollstuhl im Konfetti-RegenLachende Menschen mit und ohne BehinderungDemonstrationsteilnehmer/innen im strahlenden Sonnenschein

(Redaktion )

Essen packt an!

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Eine Frau fährt im Dunkeln mit einem Transportfahrrad, auf dem Suppenfahrrad steht.

Am 13. Juni 2014 fegte das Sturmtief Ela über Essen hinweg und hinterließ eine Spur der Verwüstung: Dächer wurden abgedeckt, umgekippte Bäume blockierten Straßen und Bahnlinien. Innerhalb von Stunden gründeten Spontanhelfer die Plattform „Essen packt an!“. Die Aufräumarbeiten sollten der Startschuss für ein neues Bürgerengagement in der Stadt sein.
 

Die professionellen Helfer von Feuerwehr, THW und Polizei rückten während des Sturms pausenlos aus und stießen an ihre Grenzen. Als am nächsten Tag das ganze Ausmaß der Verwüstung sichtbar wurde, war auch für Markus Pajonk klar, dass hier auch die Bürgerinnen und Bürger gefragt waren. Er setzte mit einer Handvoll Mitstreiter die Facebook-Seite „Essen packt an!“ auf und brachte innerhalb von Stunden nicht weniger als 1.500 Spontanhelfer auf die Straße. Sie beseitigten auf Straßen, Schulhöfen, Kitas- und Altenheimgeländen die Spuren des Sturms. Vor allem aber merkten sie, wie viel man gemeinsam für seine Stadt bewirken kann.

Nach dem Sturm geht es weiter

Markus Pajonk erinnert sich: „Viele von den Essenern, die wir mobilisiert hatten, fragten später: ‚Warum machen wir nicht einfach weiter?‘“ Gesagt, getan. Gute Ideen gab es schließlich genug: Die „Spielplatzhelden“ kümmerten sich um die Instandsetzung von Spielplätzen, die der Sturm beschädigt hatte. Im Frühjahr beseitigte eine Gruppe diverse Stauden Riesen-Bärenklau, eine Pflanze, die zu schweren Verbrennungen auf der Haut führt und sich rasant verbreitet. Zusammen mit der Kulturloge werden vereinsamte Menschen ins Theater, Stadion oder zu Konzerten begleitet.

„Jeder macht entsprechend seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten mit“

Das Besondere an der Initiative fasst Pajonk so zusammen: „Wir sind kein Verein, arbeiten ohne Hierarchie und Mitgliedschaften. Jeder macht entsprechend seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten mit.“ Wo und wann der nächste Einsatz stattfindet, weiß Facebook. „Stand-by-Ehrenamt“ nennen die Freiwilligen aus Essen, das was sie da machen. Etliche der Aktiven haben inzwischen beim DRK oder THW, mit denen „Essen packt an“ kooperiert, ein dauerhaftes Engagement gefunden.

Judith engagiert sich bereits in ihrer Kirchengemeinde und administriert die Facebook-Seite mit. Ostern war sie dann zum ersten Mal bei „Warm durch die Nacht“ mitgelaufen. Die Aktion richtet sich an Wohnungslose. Ein Suppenfahrrad oder Bollerwagen hält eine warme Mahlzeit für all diejenigen bereit, die kein Dach über dem Kopf haben. Zusätzlich verteilen die Aktiven Kleidung, Hygieneartikel und auf besonderen Wunsch auch mal eine Mundharmonika oder etwas zum Malen. Die 56-Jährige ist seit der ersten Tour Feuer und Flamme für das Projekt: „Mit jedem Mal lernt man die Menschen besser kennen. Die warme Mahlzeit ist so etwas wie ein Türöffner, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen – das ist manchem wichtiger als etwas im Magen. Es ist schon irre, wie man mit ganz wenig so viel erreichen kann!“

Derweilen sondiert Markus Pajonk, der eigentlich als kaufmännischer Leiter arbeitet, die nächsten Aktionen. Zu viel verraten möchte der umtriebige Netzwerker noch nicht. Klar ist aber schon jetzt, dass sie die Essener noch näher zusammenbringen werden.

 

Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch nach seinen individuellen Möglichkeiten selbstbestimmt leben und am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Dieses selbstverständliche Miteinander erreichen wir nur, wenn sich möglichst viele Menschen für eine inklusive Gesellschaft einsetzen und sie mitgestalten – zum Beispiel durch freiwilliges Engagement. Die Aktion Mensch bietet mit ihrer Freiwilligen-Datenbank einen Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten: Menschen mit und ohne Behinderung können aus mehr als 13.000 Angeboten  das passende Engagement auswählen.



Weitere Ideen für inklusives Engagement finden Sie in der Freiwilligen-Datenbank.

(Henrik Flor)

Münster flasht für Inklusion

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Junge Tänzer und Tänzerinnen mit und ohne Behinderung, die meisten in schwarzer Kleidung, tanzen auf einer Bühne

„Heute ist der Flashmob, aber morgen und übermorgen wollen wir in ganz Münster tanzen!“ Die euphorischen Worte des Oberbürgermeister Markus Lewe lassen den Hafenplatz in Münster in Jubel ausbrechen. Weit über 1.000 Menschen mit und ohne Behinderung haben sich am 29. Mai 2015 dort versammelt, um zu zeigen, dass Inklusion viel mehr als nur ein Wort ist.

Musik braucht keine Worte und verbindet deshalb umso mehr. Deutschlands größter inklusiver Flashmob in Münster hat diese Weisheit bewiesen und setzt damit ein großes Zeichen für die Vielfalt in Deutschland. An diesem Tag ist der ganze Hafenplatz eine große Tanzparty. Die Stimmung ist ausgelassen, alle haben Spaß.

Tanztraining auf dem Stundenplan

Aber natürlich steckt auch hinter dieser Veranstaltung jede Menge Arbeit. Schon Monate vorher wurde die Choreographie des Flashmobs per Video in den sozialen Netzwerken verbreitet, damit jeder genug Zeit zum Üben hatte. In vielen Schulen der Umgebung von Münster stand in den letzten Wochen Tanztraining auf dem Stundenplan. Sogar ein eigener Song wurde für den Flashmob komponiert. Mit „Believe me“ hat die BandThe Roosenbarts“ einen Titel mit Potenzial zum Sommerhit beigesteuert

Dann beginnt die Musik und alle tanzen

Bei so viel Vorbereitung ist es natürlich kein Wunder, dass die Generalprobe auf dem Hafenplatz so gut läuft, dass sie eigentlich auch direkt aufgenommen werden hätte können. Vorher hat schon die Tanzgruppe „Body Control, Finalisten aus der FernsehshowGot to dance“, gezeigt, wie eine richtig coole Tanzperformance aussehen kann. Nach der geglückten Generalprobe wird es dann ernst. Die Tanzgruppe „Schwerelos“ macht sich auf der Bühne bereit, um die Tanzschritte vorzutanzen. Die Kameras, die an Kränen über die Köpfe der Menschen hinweg fliegen, werden angeschaltet. Einen kurzen Moment lang macht sich dann doch nochmal eine gewisse Aufregung breit. Dann aber beginnt die Musik und alle tanzen, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. 

„Münster? Flasht!“

Das Video vom Flashmob soll um die Welt gehen, um zu zeigen, dass Inklusion auch Spaß machen kann. Damit alle verschiedenen Perspektiven von den Kameras eingefangen werden können, muss der Flashmob dreimal wiederholt werden. Die Drehpausen werden vom Moderator Hanno Liesner mit einer Menge guter Laune und dem Einüben eines Schlachtrufes im Kanon überbrückt: „Münster? Flasht!“ Für weitere Unterhaltung sorgt die Tanzgruppe „Funky Moves“, die von der begeisterten Menge sogar zu einer Zugabe aufgefordert wird.

Nachahmung erwünscht

Nach drei Stunden sind alle Aufnahmen im Kasten, und vor allem bei den Veranstaltern von Funky e.V. fallen sichtbar mehrere Steine vom Herzen, dass die Veranstaltung so ein großer Erfolg geworden ist. Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass das Video vom Flashmob genauso erfolgreich wird und vor allem noch viele Menschen zu ähnlichen Aktionen inspiriert. Schließlich lebt die Inklusion nicht nur von gesetzlichen Bestimmungen, sondern vor allem durch Momente, die man miteinander erlebt.

 

Die Aktion Mensch fördert „Münster flasht“, den größten inklusiven Flashmob Deutschlands, mit 40.000 Euro.

 

Linktipps:

Münster flasht: Alle Infos und Videos zum inklusiven Flashmob in Münster auf der offiziellen Homepage

Sie haben auch eine tolle Projektidee? Informieren Sie sich hier über die Förderung der Aktion Mensch!

Tanzende Herzen. Mareice Kaiser und Anastasia Umrik über ihre erste Begegnung – aus ihrer jeweiligen Perspektive

Behinderung ausgeblendet. Mirien Carvalho Rodrigues über Begegnungen in ihrem Job, bei denen ihre Blindheit kein Thema ist

Auf einen Abend in der Sushi-Bar. Blogbeitrag von Wiebke Schönherr über ein Treffen von drei besten Freundinnen – von denen eine Rollstuhl fährt

(Tanja Kollodzieyski)

Mission: lachende Kindergesichter

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Ein Mädchen und ein Mann werden von einem Mann in schwarzem Leder auf einem Trike gefahren.

Was tun, wenn sich Familien zurückziehen, weil sie ihre ganze Energie für die Pflege und Betreuung ihres Kindes brauchen? Die Elterninitiative Handicap Kidz aus Delbrück organisiert Spielfeste, Ausflüge mit der ganzen Familie oder eigene Schwimmzeiten im Hallenbad, um Familien zu mobilisieren und ihnen neue Kraft für den Alltag zu geben. 

Zum Spielfest auf dem Abenteuerspielplatz am Nordring waren nicht weniger als 1.000 Besucher gekommen. Dort konnten sie mit einem Trike fahren, auf der Hüpfburg toben, Beach-Volleyball spielen, reiten, bei Feuerwehr-Aktionen mitmachen, sich schminken, auf die Torwand schießen… Der größte Renner bei den Kindern, die selbst laufen können: mit einem der Rollstühle, die ein Orthopädie-Fachhändler bereit gestellt hat, durch einen Hindernis-Parcours manövrieren. Dabei erfuhren sie, wie auch kleine Hürden ein echtes Problem werden können.

Immer mittendrin sein

Organisiert hat das Spielfest die Elterninitiative Handicap Kidz. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Eltern und ihre Kinder – mit und ohne Behinderung – zusammenzubringen. Die Engagierten locken Eltern, die ein Kind mit Behinderung haben, aus der Reserve, gerade wenn es wenig Gelegenheit, Energie oder Mittel für Freizeitaktivitäten gibt. Günter Korder ist einer der aktiven Eltern und erzählt: „Meine 11-jährige Tochter nehmen wir überall mit hin – ins Restaurant, zum Shoppen oder auch mal zur Arbeit. Sie hat viel Spaß daran, immer mittendrin zu sein und für uns ist das auch ganz normal. Viele andere Eltern haben diese Möglichkeit aber nicht. Wenn zum Beispiel der Pflegebedarf des Kindes hoch ist und man sich permanent am Limit bewegt, dann fallen solche Dinge einfach schwer.“

Mit wenig Geld viel bewegen

Um Eltern und Kinder aus den eigenen vier Wänden zu holen, lassen sich die Engagierten von Handicap Kidz einiges einfallen. Da ist z.B. ein sonntägliches Familien-Frühstück, bei dem der Austausch im Vordergrund steht: Wie gelingt es, dass dem Kind die Reha bewilligt wird? Wie finanziert man das therapeutische Reiten, das so gut tut? Und da sind die geschützten Badezeiten im Schwimmbad. Hier können sich Kinder mit einer Behinderung ganz entspannt auf neues Terrain wagen. Eine Mutter bekannte: „Seit 15 Jahren waren wir das erste Mal wieder schwimmen, da mein Kind in den normalen Badezeiten regelrecht untergeht.‘“ Aber auch Angebote im Jugendtreff und Aktionstage im Familienzentrum gehören zum Programm, das die Eltern mit unbürokratischer Unterstützung durch die Stadt auf die Beine stellen.

Oberstes Gebot bei allen Angeboten: Sie sind kostenlos und sprechen alle betroffenen Familien an. Da ist es gut, dass die Vertreter der Elterninitiative ein besonderes Talent dafür haben, auch ohne viel Geld einiges zu bewegen. Wenn etwas fehlt, hängt sich Günter Korder, der sein Geld als Geschäftsführer verdient, einfach ans Telefon. Weitere Mitstreiter, die die Vision der Initiative teilen, sind immer willkommen.  Günter Korder bringt es auf den Punkt: „Primäres Ziel sind lachende Kindergesichter!“

 

Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch nach seinen individuellen Möglichkeiten selbstbestimmt leben und am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Dieses selbstverständliche Miteinander erreichen wir nur, wenn sich möglichst viele Menschen für eine inklusive Gesellschaft einsetzen und sie mitgestalten – zum Beispiel durch freiwilliges Engagement. Die Aktion Mensch bietet mit ihrer Freiwilligen-Datenbank einen Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten: Menschen mit und ohne Behinderung können aus mehr als 16.000 Angeboten  das passende Engagement auswählen.



Weitere Ideen für inklusives Engagement finden Sie in der Freiwilligen-Datenbank.

(Henrik Flor)

Wieder aufrecht gehen

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Eine Hand hält eine aufgeschlagene Zeitschrift mit dem Logo "Mein Werk"

In Wolfenbüttel engagieren sich auch Menschen mit psychischer Erkrankung. Sie helfen sich gegenseitig und noch ganz vielen anderen. Die Teilnehmer am Projekt „Mein Werk“ erfinden ihre eigenen Ehrenamtsprojekte und gehen ihren eigenen Weg in ein stabiles Leben.

Herr Gerstmann und die 14 anderen Mitglieder des Projekts haben eines gemeinsam: Sie wollten nach einem durchgetakteten Klinikaufenthalt nicht allein Zuhause sitzen und nichts tun. Sie wollten aktiv werden, etwas auf die Beine stellen, ihrem Leben eine Struktur geben. Und genau das tun sie auch. Im Rahmen des Projekts „Mein Werk“ gibt es inzwischen mehr als ein halbes Dutzend selbst initiierter Gruppen: Man singt gemeinsam, tauscht sich bei einem Kaffee aus, trainiert Hunde, macht Sport, spricht über Gesundheitsthemen, spielt, strickt, man hilft sich bei Umzügen oder beim Renovieren der Wohnung. Alles kann, nichts muss. Alle Ideen kommen von den Teilnehmern, nichts ist von oben aufgesetzt. Den Rahmen und Unterstützung, wann immer sie gebraucht wird, gibt die Freiwilligenagentur Jugend-Soziales-Sport e.V., die das Projekt in Wolfenbüttel ins Leben gerufen hat.

Gemeinsam etwas starten

Herr Gerstmann hat vor seinem Klinikaufenthalt als IT-Kommunikationstechniker gearbeitet. Jetzt hat er eine Sportgruppe initiiert und eine Kochgruppe gegründet. Der Mittvierziger erklärt: „Wir helfen uns gegenseitig, wo wir können. Der eine kann beispielsweise mit dem Pinsel umgehen, der andere kann Teppiche verlegen.“ Er schätzt vor allem den freundschaftlichen Austausch mit den anderen Teilnehmern. Manchmal ist die gemeinsame Aktivität schlicht der Aufhänger für ein gutes Gespräch, das Mutmachen bei Durchhängern oder das Feiern von Fortschritten. Und dann sind da noch die Begegnungen mit denjenigen, die eine ganz andere Geschichte haben, aber trotzdem gerne zum Dartspielen oder Kochen dazukommen. Beim Handarbeitstreff etwa haben sich gleich mehrere ältere Damen eingeklinkt, die jeden Kniff kennen und mit denen man ganz unangestrengt plaudern kann.

Die mehrstufige Rakete

Michael Fehst von der Freiwilligenagentur sieht das Projekt nicht zuletzt als Sprungbrett: „Die Teilnehmer starten ihre eigenen Projekte, gleichzeitig vermitteln wir auch Engagements in andere Einrichtungen oder in der Nachbarschaft. Im Idealfall stehen am Ende eine neue Stabilität und ein Selbstvertrauen, sodass sich eine Ausbildung und die Rückkehr in den Beruf anschließen können.“ Die Freiwilligenagentur begleitet diesen Prozess, moderiert, wo nötig, sucht passende Engagement-Möglichkeiten und berät Einrichtungen. Michael Fehst ist Ansprechpartner und Vertrauensperson für die Teilnehmer.

Der vollständige Name des Projekts „Mein Werk“ lautet: Mein Werk – Ich bin psychisch krank und ehrenamtlich tätig“. Wenn das für den einen oder anderen ein wenig trotzig, vor allem aber stolz klingt, liegt er genau richtig. Für Herrn Gerstmann ist sein Engagement bei „Mein Werk“ seine beste Entscheidung überhaupt: „Ich gehe seitdem wieder aufrecht!“

Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch nach seinen individuellen Möglichkeiten selbstbestimmt leben und am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Dieses selbstverständliche Miteinander erreichen wir nur, wenn sich möglichst viele Menschen für eine inklusive Gesellschaft einsetzen und sie mitgestalten – zum Beispiel durch freiwilliges Engagement. Die Aktion Mensch bietet mit ihrer Freiwilligen-Datenbank einen Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten: Menschen mit und ohne Behinderung können aus mehr als 13.000 Angeboten  das passende Engagement auswählen.

Weitere Ideen für inklusives Engagement finden Sie in der Freiwilligen-Datenbank.

 

(Henrik Flor)

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