Es ist ein herrlicher Sommermorgen auf dem Sportplatz im Norden Berlins: Die Sonne scheint, keine Wolke am blauen Himmel. Von der Tribüne schallt Musik über den Platz auf dem Rasen, der von der 400-Meter-Laufbahn umgeben ist. Am Rand wärmen sich die Sportler und Sportlerinnen auf. Das sind an diesem Vormittag Schulklassen und Gruppen aus Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Sie möchten das Deutsche Sportabzeichen für Menschen mit und ohne Behinderung ablegen. Das ist die Auszeichnung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für vielseitige körperliche Leistungsfähigkeit. Eine Gruppe, die sich der sportlichen Herausforderung stellt, ist die der VIA-Werkstätten: neun Männer und drei Frauen, zwischen 20 und 50 Jahre alt. Je eine Sportart aus den vier Kategorien ist zu absolvieren: Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination.
Kraft zeigen
Die erste Station der Gruppe ist Weitsprung, alle machen einen Probesprung. Der erste ist Robert Heinz, er schafft auf Anhieb 1,88 Meter. „Das ist ja schon Bronze“, ruft er erfreut. Melanie Hartmann, die Fotografin in der Gruppe, sagt nach ihrem zweiten Sprung: „Ich geb auf. Erst 1,40 Meter, jetzt nur noch 1,35 Meter.“ Das findet die 20-Jährige schlecht. Auch der dritte Versuch geht nicht weiter. Ihre Enttäuschung ist groß. „Weitsprung war schon mal gut“, sagt der 27-jährige Denis Scharnowski während die Gruppe über den Rasen zum Kugelstoßen läuft. „Ich habe schon ein Abzeichen in Silber und eins in Bronze. Noch aus der Schule. Jetzt will ich eigentlich Gold.“
Hoch hinaus
Beim Kugelstoßen erklärt ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des DOSB die Technik: „Weit nach oben stoßen“, sagt er und zeigt auf die Baumwipfel hinter der Sandgrube. „In die Richtung.“ Melanie Hartmann nimmt eine Kugel. „Oh, ist die schwer“, sagt sie und stößt sie weit von sich: hoch und weit. 5,50 Meter. „Juchu“, ruft sie. Bei Denis Scharnowski klappt es nicht so gut. 5,03 Meter. „Nicht mal Bronze“, sagt er und reibt sich am Arm.
Genau zielen
Als nächstes ist Schnelligkeit dran. Die Gruppe geht zum 100-Meter-Lauf. „Endlich“, freut sich Nico Riedel, ein drahtiger, junger Mann. „Ich bin ein Sprinter. Für Kugelstoßen bin ich nicht stark genug.“ Er spiele ja auch Fußball, wie die meisten in der Gruppe. Weil beim 100-Meter-Lauf aber so viele andere warten, geht die Gruppe weiter zum Zielwerfen – eine Sportart der Koordination. Auch hier werden zuerst die Regeln erklärt: Aus sieben Metern Entfernung soll man einen kleinen Ball in eine Zielscheibe auf dem Boden werfen. Wer in die Mitte trifft, bekommt sechs Punkte, im Ring daneben gibt es drei und ganz außen einen. Denis Scharnowski trifft mit dem Probewurf gleich in die Mitte. „Das war ja leicht“, ruft er und hat wieder gute Laune. Sechs Mal darf jeder werfen, fünf Würfe werden gewertet. Nico Riedel wirft den Ball gleich fünf Mal in die Mitte und bekommt die Höchstpunktzahl. Melanie Hartmann schafft 24 Punkte und ist zufrieden. „Zielwerfen war schön“, sagt sie danach. „Viel besser als Weitsprung.“ Beim Zielwerfen ist die Stimmung super, alle schaffen eine hohe Punktzahl. „Gold, Silber oder Bronze, das ist doch eigentlich egal“, sagt Melanie Hartmann. „Wichtig ist doch, dass wir alle Spaß haben und zusammen hier sind, mit den Kollegen.“
Bei drei weiteren Tour-Stopps steht diesen Sommer das Thema Inklusion im Mittelpunkt. Bei diesen Terminen können Sportler mit und ohne Behinderungen "Hand-in-Hand" ihr Sportabzeichen ablegen.
Die weiteren inklusiven Stopps der diesjährigen Sportabzeichen-Tour:
14. Juli - Bremen
16. Juli - Kaiserslautern
24. Juli - Rosenheim
Linktipps:
Mehr zum Thema Freizeit, Sport und Inklusion bei der Aktion Mensch
Spiel, Spaß, Inklusion. Eva Keller über die Arbeit des DOSB für die Inklusion in den Sportvereinen
(Katja Hanke)