![Ninia LaGrande vor einem prall gefüllten Kleiderschrank]()
Autorin,
Poetry-Slammerin,
Speakerin. Ninia Binias, alias Ninia LaGrande, hat die
Slambühne gegen die
TV-Kamera getauscht und moderiert zwei Mode-Sendungen bei
RTL. Nun ist sie auch das Gesicht einer Aktion Mensch-Kampagne für das Glückslos, bei der sie ordentlich Klamotten
shoppt. Ein Gespräch mit der 32-Jährigen über Nachhaltigkeit, Mode und was diese mit der Persönlichkeit zu tun hat.
Leidmedien.de: Ninia, wie kam es zu der Fernsehsendung „Ninias Fashion Mag“?
Ninia LaGrande: Die Produktionsfirma der Sendung hat bei meiner Künstleragentur nach Moderatoren gesucht. Ich bin ihnen aufgefallen, weil ich auf den Fotos noch orangefarbene Haare trug. Auf den Fotos sah man meine Körpergröße nicht. Die Produzentin kam zu mir nach Hannover und drehte ein kurzes Video von mir. Zwei Tage nach dem Videodreh habe ich Bescheid bekommen, dass sie gerne mit mir arbeiten wollen. Dann haben wir zwei Monate gedreht, mal in Köln, mal in Berlin.
Leidmedien.de: Warum sind es zwei Sendungen? Also „Ninias Fashion Mag“ und im Anschluss „Ninias Style der Woche“?
Ninia LaGrande:RTL stellt den Produktionsfirmen den Sendeplatz zur Verfügung. Diese können ihn dann so nutzen, wie sie wollen. Wir haben zwei Teile daraus gemacht, da es jeweils andere Konzepte sind. Das Fashion Mag ist informativer. Wir haben beispielsweise eine Design-Schule besucht und andere Menschen, die beruflich mit Mode zu tun haben, wie Blogger oder eine Hutmacherin. Beim „Style der Woche“ sind wir in Köln im Studio und stylen eine Probandin oder einen Probanden um. Wir verkleiden die Menschen aber nicht, das ist mir wichtig. Die Kandidaten sind Leute, die sich für Mode interessieren und mal ein bisschen was Neues ausprobieren wollen.
Leidmedien.de: Wie war das Feedback zur Sendung?
Ninia LaGrande: Auf Twitter war es positiv, zumindest das, was ich gelesen habe. Die Leute fanden gut, dass es eine Sendung mit einer Moderatorin ist, die nicht den üblichen Erwartungen entspricht. Sie meinten auch, dass ich natürlich rüber komme. Für Schnitt und Kamera gab es auch Lob. Das hat mich gefreut. Zur ersten Folge habe ich eine kleine Frühstücksparty mit Freundinnen gemacht, die waren alle begeistert. Ich wäre vor der Kamera auch so, wie sie mich eigentlich kennen. Es war mir wichtig, dass es nicht dieses aufgesetzte Jugend-Moderations-Ding wird.
Leidmedien.de: Es wird eine zweite Staffel von „Ninias Fashion Mag“ geben. Wie ist Dein Fazit ausgefallen? Und könntest Du uns einen Ausblick auf die neue Staffel geben?
Ninia LaGrande: Ich freue mich sehr auf die zweite Staffel! Das Moderieren hat mir super viel Spaß gemacht. In der ersten Staffel haben wir viel ausprobiert, wir haben uns als Team zusammengefunden und viele tolle Dinge erlebt. Bei der zweiten Staffel soll der Fokus mehr auf Nachhaltigkeit liegen. Wir wollen auch mal ernste Themen ansprechen. Und: Es gibt noch weitere Berufe, die wir vorstellen – darauf freue mich besonders!
Leidmedien.de: In der gesamten Sendung wird nicht erwähnt, dass Du kleiner bist als andere ...
Ninia LaGrande: Genau. Es gibt eine Kiste, auf der ich manchmal stehe. Denn ich finde es teilweise blöd, wenn ich neben jemanden stehe, den ich umstyle oder befrage, und der ist 1,80 oder 1,90 Meter groß. Dann sieht das mega doof aus, wenn die Kamera ständig hin und her schwenken muss oder weit raus zoomen muss, um uns beide auf ein Bild zu bekommen. Der Anstoß für die Kiste kam von mir. Auch, dass wir sie nicht weiter thematisieren.
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Leidmedien.de: Du betreibst selbst auch ein Blog, auf dem es auch unter anderem über Mode geht. Würdest du Dich als Mode-Bloggerin bezeichnen?
Ninia LaGrande: Ich interessiere mich für Mode, bin aber nicht die klassische Mode-Bloggerin. Auf Instagram poste ich jeden Tag mein Outfit, mit dem Hashtag #609060 versehen. Der Hashtag wurde von der Macherin des Blogs journelle.de initiiert. Es ist ein Zeichen gegen Schönheitsnormen. Sie will zeigen, dass es große, kleine, dicke und dünne Leute, also alle möglichen Leute gibt. Das Hochladen der Fotos kommt gut an, und gleichzeitig habe ich jetzt ein Archiv meiner Outfits.
Leidmedien.de: Warum liest Du Modeblogs?
Ninia LaGrande: Ich lese ein paar deutsche, ein paar amerikanische und auch ein, zwei schwedische Blogs. Die „lese“ ich jetzt nicht, weil ich es nicht verstehe – da schau ich mir dann die Fotos an. Ich mag es einfach, wenn Leute außergewöhnlich gestylt sind. Also nicht Blogs, wo die Betreiberinnen sich die teuersten Klamotten kaufen und die 50. Tasche von Channel. Das ist nur Angeberei. Mich interessieren eher Blogger, die kreativ sind und zeigen, dass man auch Sachen verrückt miteinander kombinieren kann. Außergewöhnliche Dinge, das mag ich lieber. Ich lasse mich auch viel über Instagram inspirieren.
Leidmedien.de: Was bedeutet Mode allgemein für Dich?
Ninia LaGrande: Mode ist für mich ein Mittel, meine Launen täglich auszudrücken und sich auch mal zu verkleiden. Nicht in dem Sinne, dass ich mich verkleide, um mich zu verstecken. Sondern zu zeigen, dass ich auch mit meinem kleinen Körper viele interessante Sachen machen kann. Ich drücke mich gerne über mein Outfit aus, ich wurschtel mir gerne Tücher in die Haare, ich trage gerne Ringe und Brillen – all sowas.
Leidmedien.de: Wie hast Du zu deinem persönlichen Kleidungsstil gefunden?
Ninia LaGrande: Der war schon immer bunt und ausgefallen. Früher in der Schule musste ich mir fast jeden Tag irgendwelche Kommentare anhören, weil ich so völlig ausgeflippt angezogen dahin gegangen bin. Ich bin meiner Mutter aber sehr dankbar dafür, dass sie nie gesagt hat: „So gehst du mir nicht aus dem Haus, das sieht total bescheuert aus.“ (lacht) Sie hat mich einfach losgeschickt, damit ich es ausprobiere und selber merke, was geht und was nicht so richtig geht.
Leidmedien.de: Achtet Ihr in den Sendungen eigentlich darauf, ob die Kleidung nachhaltig produziert wurde?
Ninia LaGrande: Ich persönlich hätte die Nachhaltigkeit sogar gerne als Thema in der Sendung gehabt. Mit Fragen, wie man es z.B. mit Primark hält. Wir haben in dieser Staffel aber ehrlich gesagt nicht so drauf geachtet und hatten auch Sachen von Zara und Co. dabei. Aber es ist mir wichtig, und das betonen wir auch mehrmals in der Sendung, dass man ein bisschen nachdenkt, bevor man wieder irgendwelche Hamsterkäufe macht und nach dem ersten Tragen alles wegschmeißt. Tauschpartys finde ich genial und hoffe, dass wir in der zweiten Staffel eine ganze Sendung darüber machen.
Leidmedien.de: Gehst Du persönlich zu Primark?
Ninia LaGrande:(lacht) Nee. Ich war einmal da, als er in Hannover eröffnet hat, um mir den Spaß mal anzugucken. Mal ganz abgesehen davon, woher die Kleidung stammt, gefiel mir die Art des Einkaufens dort nicht. Nun muss ich aber auch sagen, dass die Leute immer viel auf Primark rumhacken, aber die Klamotten von S.Oliver, Esprit, Zara und H&M werden alle unter den gleichen Bedingungen hergestellt.
Ich verstehe aber, dass man als Teenie nicht so viel Geld hat und auch keine Geduld, so lange zu sparen, bis man sich etwas Hochwertiges leisten kann.
Leidmedien.de: Wie konsumierst du nachhaltig Klamotten? Wie geht das?
Ninia LaGrande: Ich mag Mützen sehr gerne. Letzten Winter habe ich mir eine Mütze aus fairer Herstellung gekauft, die gleich mal 50€ gekostet hat. Ich fand die aber schön, und sie hat gut gepasst. Ich gehe selbst oft auf Tauschmärkte, Flohmärkte, oder wenn Klamotten mir nicht mehr gefallen oder passen, dann sortiere ich die aus und frag im Freundinnenkreis rum, ob das jemand haben möchte, oder nehme das dann mit zur nächsten Tauschparty. In Hannover gibt es eine tolle Veranstaltung. Da kann man Sachen abgeben und sich anschauen, was die anderen für Sachen abgegeben haben. Je nachdem, wie viel man abgegeben hat, kriegt man Marken, für die kann man dann wiederum was mitnehmen. Alles, was nicht mitgenommen wird, wird gespendet. Alles bleibt in einem Kreislauf, das ist cool. Ich versuche, Sachen immer erst neu zu kombinieren, bevor ich sie abgebe. Ich schmeiße eh nur Sachen weg, die hoffnungslos kaputt sind, den Rest versuche ich irgendwie abzugeben oder zu tauschen.
Leidmedien.de: Hast Du kein Teil im Schrank, das du einmal gekauft und dann nie angezogen hast?
Ninia LaGrande: Nein, das hab ich tatsächlich nicht mehr. Das hatte ich früher, hab dann irgendwann mal aussortiert. Meine Regel lautet: Wenn ein neues Stück in den Kleiderschrank reinkommt, muss ein anderes raus. Damit es nicht zu viel wird.
Tipps von Ninia LaGrande in Sachen Modeblogs:
Dieses Interview ist zuerst auf dem Blog von Leidmedien.de erschienen.
Linktipps:
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(Redaktion )